Ein guter Bergsteiger ist ein Bergsteiger, der von seinen Touren zurück kommt. Ich habe mal in einem Buch folgenden Satz gelesen: 99% – 1% Wagemut. Ist dieser richtig eingesetzt kann man sein Ziel erreichen und kommt sicher zurück. Da das ganze Thema sehr spannend ist, will ich heute mit dir über Sicherheit und Risikomanagement am Bergsport sprechen.

 

Wie gefährlich ist Bergsteigen?

Das ist nicht genau zu beziffern. Der DAV und andere Alpenvereine zeigen auf, dass man beim Bergsport ein ähnliches Risiko eingeht wie im Straßenverkehr. Natürlich unterscheiden sich die einzelnen Bergsportarten. Damit möchte ich nicht sagen, dass Bergsport ungefährlich ist. Wir können immer wieder von tödlichen Unfällen in den Bergen lesen. Heute geht es um dein/unser persönliches Verhalten in den Bergen, um das Risiko eines Unfalls zu senken.

 

Dein persönliches Risiko

Man kann das Thema auch mit einer Formel beziffern. Diese habe ich vom SAC*: Risiko = Eintretenswahrscheinlichkeit x Schadensgröße

Das Risiko, selbst du verunglücken steigt

  1. Mit der Dauer, während wir einer Gefahr bei der Tour ausgesetzt sind (Anzahl Touren)
  2. Wenn wir mehreren Gefahren gleichzeitig ausgesetzt sind
  3. Ausüben gefährlicher Bergsportarten

Durch unser persönliches Verhalten können wir aber das Risiko enorm senken. Im Umkehrschluss aber auch extrem erhöhen. Ziel bei jeder Tour muss es immer sein das Risiko so niedrig wie möglich zu halten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist Gefahr nicht mit Schwierigkeit zu verwechseln. Schwierigkeiten kann man meisten, Gefahren setzen wir uns aus.

 

Sicherheitskonzepte und Risikomanagement – verschiedene Methoden dein Risiko zu minimieren

Im Folgenden will ich dir Methoden zum Aufspüren von Risiken zeigen und wie du im Umkehrschluss auch die Sicherheit erhöhen kannst.

 

Was ist der größte anzunehmende Unfall (GAU)?

Was ist das Schlimmste was passieren kann?

Beispiele:

  • Sturz in eine Spalte und der Gefallene ist bewusstlos
  • Materialverlust am Grat
  • Absturz

Ziel muss es sein, solche Unfälle schon vor der Tour zu vermeiden.

Im nächsten Schritt gehst du deine Tourenplanung von der Anreise, über die Tour bis zur Abreise durch und schaust was schief gehen könnte und was du dagegen machen kannst. Besonders am Anfang ist das eine sehr gute Übung.

Als nächstes solltest du noch dein persönliches Empfinden mit in den oben genannten Durchlauf stecken. Bisher haben wir von objektiven Gefahren gesprochen. Was sind aber deine subjektiven Gefahren. Wovor hast du Angst? Was musst du für dich speziell beachten? Am besten gehst du das ganze Thema mit deinen Tourenpartnern durch.

 

Vorbeugende Maßnahmen

Nachdem wir alle Gefahren aufgedeckt haben, geht im Risikomanagement auch darum die Gefahren zu minimieren. Leider können wir bestimmte Unfälle trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht ausschließen. Hier geht es dann darum Schadensbegrenzung zu betreiben

Beispiel: eine Tour über einen Gletscher. Gefahr Spaltensturz.

Ein Spaltensturz lässt sich nie ganz ausschließen, aber du kannst vorher Schadensbegrenzung vermeiden. Aus meiner Sicht sind das hier folgende Punkte:

  1. Ich weiß, wo mich Spaltengebiete erwarten können (Karte aus dem Gebiet)
  2. Die Seilschaft ist angeseilt mit dem richtigen Abstand nach ihrer Größe. Der Erfahrenste läuft vorne.
  3. Jeder Seilschaftsteinehmer beherrscht die Spaltenbergung. Im Zweifelsfall könnt ihr das ganze Thema vorher nochmal auffrischen.
  4. Ihr habt Notfallausrüstung – Biwaksack, Apotheke, Handy usw. dabei

 

Eine weitere Maßnahme, die enorme Sicherheit bringt ist die Redundanz. Das bedeutet du baust ein zweites unabhängiges Sicherungssystem auf. Beispielsweise hintersicherst du deinen Standplatz immer durch eine zweite Verankerung.

Zur Redundanz gehören aber auch einfache Dinge wie der Partnercheck vor der Tour und dem Klettern, sowie beispielsweise das Anbringen einer Prusikschlinge als Selbstsicherung beim Abseilen. Teilweise denkt man sich, dass das doch mega nervig ist und Zeit kostet, ich sowie das Ganze schon 1000x gemacht habe, aber glaubt mir, Fehler können schnell passieren und umso wichtiger sind diese Kleinigkeiten.

Wenn du in der Halle kletterst und dort immer den Partnercheck machst, dann ist das für dich auch ganz natürlich am Berg. Also übe solche Dinge immer schon vorher.

 

Ausrüstung – Einsatz und Verwendung

Die richtige Ausrüstung am Berg ist auch ein entscheidender Sicherheitsfaktor und wichtiger Part vom Risikomanagement. Wichtig ist, dass du die richtige Ausrüstung zur Tour dabeihast und du diese Ausrüstung richtig bedienen und verwenden kannst. Hierzu zählt auch das Überprüfen deiner Ausrüstung auf Mängel und damit das Entsorgen und Neukaufen von alter Ausrüstung. Zudem sollte deine Ausrüstung auch, wenn sie optisch noch gut aussieht nach Jahren der Benutzung auf jeden Fall getauscht werden. Angaben hierzu findest du bei den Herstellern.

 

Ausbildung und Technik

Wie oben bereits angedeutet, ist es wichtig, dass du weißt, was du in den Bergen machst. Aus diesem Grund bin ich ein großer Fan von Kursen, in denen dir Fachleute zeigen, wie der aktuelle Stand ist und was man alles können musst. Teilweise lohnt es sich solche Inhalte auch immer wieder aufzufrischen und regelmäßig zu üben.

 

Risikomanagement – welches Risiko hat meine Tour

Die Riskobox ist ein Modell, das ich auch erst vor kurzem kennengelernt habe. Die Risikobox zeigt dir das Risiko, welches du bei deiner Tour haben kannst. Hier werden verschiedene Faktoren bewertet und entsprechend gekennzeichnet.

Zu den Faktoren gehören folgende Punkte. Diese kannst du auch erweitern, wenn bei deiner Tour noch andere Punkte wichtig sind.

  • Gruppe (Größe, Zusammenstellung, usw.)
  • Material
  • Routenfindung
  • Gesamtbewertung der Route
  • Technische Schwierigkeit
  • Länge der Tour (Dauer, Kondition, Kraft)
  • Wetter
  • Verhältnisse in der Route
  • Absicherung
  • Rückzugsmöglichkeiten
  • besondere Gefahren

 

Die Punkte schreibst du in deine Box. Die Box selbst steht zu 50% auf einem Untergrund und zu 50% schwebt sich in der Luft. Nun setzt du deine Kreuze. Wenn das Wetter z.B. optimal ist, so kannst du dein Kreuz auf der linken Seite setzen, bei schlechtem Wetter auf die rechte Seite. Das machst du für alle Punkte. Die Kreuze kannst du als hart Gewicht sehen, welche dafür sorgen, dass die Box stabil stehen bleibt oder herunterfliegt. Folgendes kann dabei herauskommen

  1. Box steht stabil auf dem Untergrund: Risiko meistens relativ klein
  2. Box fast am Kippen: erhöhtes Risiko
  3. Box kippt um: Hohes Risiko – Verzicht empfohlen.

Das Schöne an der Variante ist, dass es das Risiko sichtbar machen kann. Es soll dir als Tool dienen. Hast du von einem der Bewertungspunkte keine Ahnung, so ist es ratsam hier immer den Worstcase anzunehmen.

 

Du hast es in der Hand

Am Ende liegt das Thema bei uns selbst, wie wir in den Bergen unterwegs sind, wie wir mit Situationen umgehen und welches Risiko wir eingehen wollen. Ich hoffe, dir helfen die Methoden, das Risikomanagement und Ideen aus dem Blogartikel, sodass du immer sicher aus den Bergen zurückkommst. Ich freue mich auf dein Feedback zu dem Thema. Ich wünsche dir eine schöne Woche und bis dann,

Jonathan

 

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2 Comments

  • Philipp
    Posted 01/02/2022

    Total spannender Artikel! Je größer die Unternehmung, umso wichtiger ist eine gute Planung, zu der dann auch eine Risikoanalyse gehört. Habe nochmal wertvolle Anregungen mitgenommen!

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