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Eine gute Seilschaft ist die Basis für jeden Erfolg am Berg. Gerade am Anfang, wenn man neu mit dem Sport angefangen hat, ist es nicht so leicht, Tourenpartner zu finden. Ich möchte deshalb heute mit dir teilen, worauf es aus meiner Sicht ankommt, wo du Tourenpartner finden kannst und wir es bei mir selbst war.

 

Die Wahl deines neuen Tourenpartners

Die ersten drei Punkte habe ich von einem Artikel des SACs. Die letzten drei Punkte sind aus meiner eigenen Erfahrung.

  1. Sei ehrlich zu dir selbst und zu den anderen – Tourenziel muss zum Können passen
  2. Sei neugierig bis skeptisch – mach dir ein genaues Bild vom Niveau deines Tourenpartners
  3. Sich vor der Tour kennenlernen oder Redundanz einbauen
  4. Sicherungsverhalten durchsprechen
  5. Finanzielle Rahmenbedingungen
  6. Persönliche Präferenzen

 

Sei ehrlich zu dir selbst und zu den anderen

Wenn du auf der Suche nach einem Tourenpartner bist, ist es wichtig sich im Klaren zu sein, was man kann und was man nicht kann. Es macht keinen Sinn sich besser darzustellen, weil man Angst hat, dass man als Anfänger keinen Tourenpartner findet. Suche dein Tourenziel passend danach aus. Hier kannst du auch die Erkenntnis bekommen, dass es vielleicht besser ist, mit einem Bergführer unterwegs zu sein oder einen Kurs machen, bevor du eigenständig unterwegs bist.

 

Sei neugierig bis skeptisch

Mach dir am Anfang ein genaues Bild von deinem Tourenpartner. Seid ihr auf ähnlichem Niveau oder gibt es irgendetwas, das dein Tourenpartner nicht kann bzw. was ihm Sorgen bereitet. Je näher ihr euch kennenlernt, umso besser ist es für gemeinsame Touren.

 

Sich vor der Tour kennenlernen oder Redundanz einbauen

Was besonders wichtig ist, wenn man sich gerade online kennengelernt hat, dass man sich schon vor der Tour austauscht. Ich mach es immer so, dass ich mit meinen Tourenpartner facetime oder skype. So sieht man sich schon mal online live und in Farbe und kann die Planung gemeinsam machen. Ich kann auch immer nur empfehlen eine gemeinsame Aufwärmtour vor der eigentlichen Tour zu machen. Hier sollten am besten alle Elemente der eigentlichen Tour (z.B. Klettern, Grat gehen, etc.) vorkommen. Danach kann man entscheiden, ob es passt oder ob es besser ist, keine gemeinsame Tour zu verbringen.

 

Sicherungsverhalten durchsprechen

Ein Punkt, den ich immer vor der Tour klären würde, ist das Thema Sicherungsverhalten. Hier gibt es doch super viele Unterschiede. Der eine geht am liebsten so viel wie möglich frei, während der andere am liebsten alles sichert. Klärt das vorher ab, sonst kommt es zu Spannungen und die führen nur zu Frust. Seid ihr hier auch zu weit auseinander, geht besser nicht zusammen.

 

Finanzielle Rahmenbedingungen

Auch ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist, ist der Punkt Finanzen. Hochtouren können schnell ins Geld gehen besonders, wenn man z.B. in der Schweiz unterwegs ist oder schlechtes Wetter in einem Hotel überbrücken muss. Sprecht solche Punkte (Bahnfahrten, Hotelübernachtungen, Essen gehen, etc.) vorher ab. Ich habe für mich festgestellt: es ist deutlich entspannter, wenn man das vorher klärt. Sonst ist immer jemand unzufrieden.

 

Persönliche Präferenzen

Ergänzend zu den anderen Punkten ist der Punkt der persönlichen Präferenzen. Du bist auf Tour die ganze Zeit mit der anderen Person unterwegs. Dazu noch abends auf der Hütte. Klärt vorher die Punkte, bzw. mach dir Gedanken, wie du die Punkte siehst.

  • Wann startet die Tour?
  • Wie wichtig ist Pünktlichkeit?
  • Wie ist das Tempo?
  • Sollen viele oder wenige Pausen werden gemacht?
  • Wie wichtig sind Photo- oder Videoaufnahmen unterwegs und am Gipfel?
  • Risikoverhalten und -bereitschaft?
  • Wo liegen Toleranzgrenzen?
  • Möchtest du abends Ruhe oder viel reden?

 

Wenn du dir die Fragen beantwortest und das mit deinem Tourenpartner abklärst wirst du schnell merken, ob ihr auf gleicher Wellenlänge seid. Ich bin jemand, der am Berg gerne schnell geht, wenig Pausen macht, die Touren filmt und der pünktlich starten möchte und sinnloses Warten nicht mag. Zudem habe ich abends gerne meine Ruhe. Wäre mein Tourenpartner das Gegenteil würde es überhaupt nicht gut gehen und es gäbe nur Probleme. Wenn es aber beide gleich sehen, werdet ihr viel Spaß bei euren Touren haben.

 

Wo finde ich Tourenpartner?

Ich kann dir hier aus eigener Erfahrung berichten, wie ich meine Tourenpartner kennengelernt habe. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und auch selbst, wenn man weiter weg von den Bergen wohnt, findet man immer jemanden, wenn man es will.

 

DAV Sektion

2018 habe ich mit meinem Kletterpartner bei uns in der DAV Sektion eine Tour/Kurs mitgemacht. Der Kurs war eine Erweiterung des normalen Hochtourenkurses. Tobi und ich wollten die Gelegenheit nutzen, um den nächsten Schritt für eigenständige Touren zu machen. In dem Kurs haben wir auch Steffan kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und so haben wir beschlossen 2019 unsere erste eigene Hochtour zu machen. Seitdem machen wir jedes Jahr eine gemeinsame Tour und sind auch in Bremen immer gemeinsam klettern.

Schau, ob deine DAV Sektion Kurse und Touren anbietet.

 

Geführte Touren

Eine weitere Möglichkeit ist ähnlich wie die erst genannte. Wenn es bei dir nichts in der DAV Sektion gibt, kannst du am Anfang auch geführte Hochtouren mitmachen. Dort lernst du auch andere Bergsteiger kennen und hast so die Möglichkeit, dich mit diesen zu connecten und vielleicht eigene Touren mit ihnen zu machen. Der Vorteil ist hier, dass du auf der einen Seite selbst mehr Erfahrung  sammelst und auf der anderen Seite schon siehst, wie dein Tourenpartner so drauf ist.

 

Facebook und Instagram

Der Weg, worüber ich meine meisten Tourenpartner kennengelernt habe, ist aber online. Sowohl Nico, wie auch Max habe ich über Instagram kennengelernt. Beide haben irgendwann auf eine Story von mir reagiert und so sind wir ins Schreiben gekommen. Mit Nico war ich 2020 das erste Mal unterwegs und mit Max 2021. Mit beiden habe ich gemeinsame Bergziele geteilt, das sofort für eine Verbindung gesorgt hat. Hier hat man natürlich immer ein größeres Risiko, weil man die Person erst Live kennengelernt während der Tour. Es kann natürlich auch vorkommen, dass es gar nicht passt, was aber auch nicht schlimm ist.

Eine andere Möglichkeit ist über Facebookgruppen. Hier gibt es sehr viele und dort wird regelmäßig nach Tourenpartner für gemeinsame Touren gefragt. Eine Empfehlung sind folgende Gruppen:

  • Hochtouren, Skitouren, Bergsteigen, Alpinklettern, Klettern
  • Hochtouren Bergpartner

 

Touren mit Max – wie wir es gemacht haben

Dieses Jahr war ich zum ersten Mal mit Max unterwegs. Kennengelernt haben wir uns wie oben geschrieben über Instagram. Wie der Kontakt genau entstanden ist, weiß ich nicht  mehr. Auf jeden Fall haben wir am Anfang darüber geschrieben, welche Touren wir gemacht haben und noch machen wollen. Das hat schon mal gut gepasst. Anschließend haben wir mehrmals zusammen telefoniert und uns über mögliche Touren und Ziele ausgetauscht. Die Traversee Royale wollte ich schon länger machen und habe die Tour vorgeschlagen. Max war auch sofort einverstanden und hat beim Buchen geholfen, da ich kein französisch spreche. Die Monate davor haben wir uns wegen Training, Vorbereitung und Ausrüstung permanent ausgetauscht. Vor der Tour haben wir uns bei meinen Eltern getroffen und hier habe ich schon schnell gemerkt, dass es passt.

 

Von Beginn an haben wir ein paar Sachen festgelegt: dass wir sofort offen besprechen, wenn uns etwas stört. Ich habe auch gleich gefragt, ob ihn das Ganze  mit Insta und Filmen der Touren nervt. Auch bezüglich Pausen und Unterkunft waren wir uns schnell einig, lieber etwas Vernünftiges zu nehmen anstatt hier ein paar Euro zu sparen. Als erste Tour haben wir eine Kombination aus Klettern und Hochtour gewählt. Ich war auch ein wenig froh, dass Max so viel Spaß am Klettern hatte und ich so meine Schulter nicht überbelasten musste. Nach der Tour war klar, dass es passt. Hier hätten wir die Tour auch abgebrochen, wenn wir gemerkt hätten, dass es nur Stress gibt. Als Schlüssel kann ich nur sagen, dass vor allem die offene Kommunikation und dass wir die meisten Dinge gleich sehen und empfinden zu hammer Tourenwochen geführt haben. Nächstes Jahr wird es weitere Touren geben. Wie ich es in meinem Blogartikel schon geschrieben habe, wurden aus Fremden Tourenpartner und sogar Freunde. Besser kann es nicht laufen.

 

Tourenpartner – gemeinsamer Erfolg bei Touren

Ich hoffe, dir hat der Artikel gefallen und wird dir helfen einen Tourenpartner zu finden für gemeinsame Bergabenteuer. Mach dir vorher Gedanken was du willst und was du kannst. Anschließend kannst du mit der Suche starten. Du kannst gerne einmal schreiben, wo und wie du deinen Tourenpartner kennengelernt hast. Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche. Bis dann,

Jonathan

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