Entscheidungen am Berg können große Auswirkungen und Konsequenzen mit sich führen. In stressigen Situationen ist es aber gar nicht einfach Entscheidungen zu treffen. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel über das Thema sprechen und wie du das Thema in deine Tourenplanung integrieren kannst.

 

Grundvoraussetzungen

Ich denke wir sind uns alle einig, dass wir immer die richtige Entscheidung am Berg treffen wollen. Ich denke aber jeder weiß auch, dass es nicht so ist. Ich habe auch schon so einige Fehler auf Touren getroffen. In diesen Situationen habe ich falsch gehandelt. Wir konzentrieren uns nachfolgend darauf unsere Entscheidungen möglichst gut zu fällen. Grundvoraussetzungen hier sind:

  1. Die volle Entscheidungsfreiheit zu besitzen
  2. Überlegt Entscheiden und sich dafür die nötige Zeit und Ruhe nehmen

 

Ich denke jeder kennt es aus Situationen im Alltag. Unter körperlichen oder psychischen Stress entscheiden wir schlechter. Unser Glück ist es, dass es nur wenige Situationen gibt, in welchen wir uns keine Zeit nehmen können. Bei den meisten Entscheidungen sollten wir es aber tun. Es sind sinnvoll investierte Minuten.

 

Selbstreflexion 

Beim Thema „Entscheidungen treffen am Berg“ ist es wichtig zu wissen, wie man selbst tickt. Es ist einer der elementaren Punkte zu dem Thema. Jeder von uns hat sein eigenes Risikoverhalten. Die einen sind von Natur aus vorsichtigere, die anderen risikobereiter. Deshalb solltest du dein Verhalten auch hinterfragen. Ziel in diesem Schritt ist es, dass du denselben Fehler nicht immer wieder machst. Folgende Fragen können dir dabei helfen:

  • In welchen Situationen neige ich dazu, besonders hohe Risiken einzugehen? (z.B. kurz vor dem Gipfel)
    • Was ist in den Situationen anders als sonst?
    • Was löst in mir dieses Verhalten aus?
    • Woran erkenne ich, dass ich in der Situation bin?
    • Gibt es Möglichkeiten, sodass ich gar nicht erst in die Situation gelange?
    • Was kann ich in solchen Situationen anders machen?

 

Hier kann es helfen nach deinen Touren ein kleines Resümee zu ziehen, sodass du später noch weißt was bei den Touren gut gelaufen ist und in was du dich verbessern kannst.

 

Die Gruppe – deine Seilschaft

Bisher haben wir bei dem Thema Entscheidungen zu treffen nur auf uns selbst geschaut, aber am Berg sind wir meistens nicht alleine unterwegs. Wir bewegen uns vor allem im alpinen Gelände oft als Seilschaft. Hier können noch ganz andere Dynamiken entstehen. Hier kann ich dir ein paar Tipps aus eigener Erfahrung geben.

  1. Du musst niemanden in der Gruppe beeindrucken. Lass dich davon nicht unter Druck setzen
  2. Es ist besonders bei größeren Gruppen hilfreich, wenn ihr einen Leiter*in bestimmt
  3. Wenn sich einer nicht wohl fühlt und sich dies auch nicht nach einer kurzen Durchsprache ändert, wird abgebrochen oder ein alternativer Weg gewählt.

Ich hatte auch schon Situationen, wo ich auf einen Grat geschaut habe und für den Tag ein schlechtes Gefühl hatte. Nach Rücksprache mit meinem Tourenpartner haben wir dann eine leichtere Variante gewählt.

 

Grundlage für Entscheidungen – deine Tourenplanung

Ich glaube ich habe es schon oft erwähnt, dass eine gute und detaillierte Tourenplanung grobe Fehler vermeidet. Sie birgt aber auch die Gefahr, dass wir uns zu sicher fühlen und während der Tour keine Gedanken über mögliche Gefahren machen. Auch ist die Gefahr, dass wir uns Dinge bei der Planung überlegen, diese aber anders machen vor Ort oder gar vergessen. Hier kann es hilfreich sein Entscheidungspunkte während einer Tour zu definieren, wo man gewisse Punkte seiner Tourenplanung abfragt. So hat man die Verbindung von seiner Planung zu der eigentlichen Tour.

 

Wichtig in der Entscheidungsfindung ist somit das Sammeln von Informationen und diese mit den aktuellen Bedingungen abzugleichen. Hier darf ebenfalls der Bauch mitreden. Ein gutes Gefühl sollte kritisch hinterfragt werden. Ein schlechtes Gefühl sollte ernst genommen werden. Aus diesen ganzen Punkten triffst du dann die Entscheidung und teilst die Begründung mit deiner Seilschaft. Hier muss manchmal eine unpopuläre Entscheidung getroffen werden. (Gebietswechsel, umkehren kurz vor dem Gipfel, eine einfache Tour statt einer schweren)

 

Deine Entscheidung zählt

Wie du siehst, ist das Thema komplex und nicht gerade trivial. Ich kann dir nur an die Hand geben, dir die Zeit zu nehmen, die Fragen aus dem Artikel für dich und deine Touren zu beantworten. Es ist Zeit, die langfristig gut investiert ist. Ich hoffe ich konnte dir mit dem Thema weiterhelfen. Ich freue mich von dir zu hören. Bis dann,

Jonathan

1 Comment

  • Achim
    Posted 05/08/2022

    Das gegenüber ist wetterhorn, ja?

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