Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten

Nachdem das Wetter nicht besser wurde und die Aussicht auch weiterhin schlecht war, war auch schnell klar, dass der Dent Blanche nicht möglich sein wird. Sehr enttäuscht ist Nico bereits abgereist und ich habe die Tage im Saas Tal verbracht und auf das bessere Wetter am Wochenende gewartet. Da ich nicht nur im Tal herumsitzen wollte, war meine Alternatividee der Klettersteig am Jegihorn zu machen, immerhin der höchste in den Westalpen.

 

Basecamp im Tal

Da das Wetter sehr wechselhaft gemeldet war, wollte ich im Tal übernachten. Wenn man irgendwo im Saas Tal übernachtet, so bekommt man die Saas Card. Mit dieser kann man kostenlos fast alle Seilbahnen fahren. Das lohnt sich sehr. Weil ich in dieser Zeit nicht großartig mit dem Auto herumfahren wollte, habe ich mich für Saas Grund und das Hotel Eden entschieden. Dieses liegt nur 5 Minuten weg von der Seilbahnstation hoch in Richtung Jegihorn.

 

Auf geht’s Richtung Klettersteig

Am ersten Tag bin ich bereits mit der Seilbahn hochgefahren und Richtung Jegihorn Klettersteig gelaufen, um zu schauen, wo dieser startet. Da das Wetter aber hier nicht gut gemeldet war, bin ich auch anschließend wieder heruntergefahren, um am nächsten Morgen nach dem Frühstück erneut von der Seilbahnstation Kreuzboden zu starten. Man kann natürlich auch vom Tal starten und hochlaufen, dafür war ich aber zu faul.

Von der Station selbst ist der Klettersteig bereits ausgeschildert und man kann das Ziel auch nicht verfehlen. Alternativ kann man auch in der Weissmieshütte übernachten und von dort aus starten. Auf der Internetseite der Weissmieshütte findet man auch immer die aktuellen Infos zum Zustand des Klettersteigs.

 

Fakten zum Klettersteig

  • Zustieg von der Station Kreuzboden: 1:15 Stunden
  • Zustieg von der Weissmieshütte: 35min
  • Dauer Klettersteig: 3-4 Stunden (400hm)
  • Abstieg: 1 ½ – 2 Stunden
  • Schwierigkeit: KS 3-4 (Variante mit Hängebrücke 4-5)

 

Meine Ausrüstung

Meine Ausrüstung war eigentlich ähnlich zum Klettersteig in Evolene. Nur hatte ich dieses Mal eine lange Wanderhose an und Trailrunningschuhe. Meine Bergschuhe hatte ich zusätzlich im Rucksack. Sonst das übliche: Etwas Verpflegung, Regenjacke, Notfallset, Gehstöcke, Kamera und Handy. Helm, Klettersteigset, Gurt und Handschuhe hatte ich an.

 

Seilbahn – erster Schritte zum Klettersteig

Da ich den Weg am Tag zuvor schon einmal gegangen war, war das kein Problem. Für den ersten Part zum Jegihorn Klettersteig und den Abstieg hatte ich aufgrund des längeren Weges auch extra meine Stöcke dabei. So bin ich recht schnell zum Klettersteig gekommen (45min). Dabei habe ich immer das Wetter und den Wetterbericht beobachtet. Bei schlechtem Wetter will man nicht in einem Klettersteig sein und soll man auch nicht. Gerade bei Gewitter herrscht hier Lebensgefahr. Überrascht war ich beim Einstieg, dass der Fels trocken war. So habe ich meine Ausrüstung angelegt und gestartet.

 

Start in den Klettersteig

Der Klettersteig beginnt relativ einfach mit den Abschnitten von A bis B/C und führt gut gesichert am Fels entlang. Der Fels selbst bietet guten Halt für die Füße und gute Griffe für die Hände. Im ersten Teil kann man auch gut Tempo machen, wenn man will. Bei besseren Bedingungen ist der Klettersteig auch sicher voller, aber heute war keine andere Person zu sehen. Über Verschneidungen und leichte Aufstiege kommt man immer schneller höher, bevor die ersten Leitern einem helfen, weitere Meter zu machen. Die Schlüsselstelle im ersten Part stellt dabei eine überhängende Verschneidung mit einer Bewertung von C/D dar. Als dramatisch habe ich diese nicht wahrgenommen. Das hängt aber auch immer vom Erfahrunggrat ab. Man hat hier schon länger den Blick rüber auf die Hängebrücke und das hat schon Eindruck hinterlassen.

 

Vom Vorgipfel runter zur Hängebrücke

Oben auf eine Art Vorgipfel angekommen geht es anschließend ein paar Längen herunter. Hier immer ein wenig auf Steinschlag achten, dass man nichts lostritt und auch ansonsten sicher treten. Über eine Leiter kommt man zur Trennung des Klettersteigs. Die einfachere Variante führt erst noch weiter nach unten, bevor es Richtung Jegihorn Gipfel geht. Hier trifft man auf Abschnitte bis maximal C. Die zweite Variante stellt das Highlight mit der 90m langen Hängebrücke dar und einem anschließenden Aufstieg zum Gipfel mit einer Bewertung von bis C/D.

 

Über die Hängebrücke dem Gipfel entgegen

Bei der Hängebrücke gab es den Hinweis, dass auf dieser maximal 4 Leute gleichzeitig sein können. Wenn viel los ist, wird es sicher hier Stau geben. Bei mir gab es das zum Glück nicht. Für mich ging es alleine auf die Hängebrücke. Es bisschen hat das Wetter zugezogen, aber dadurch konnte ich auch weniger in die Tiefe sehen. Für manche sicher ein Vorteil. Generell ist die Hängebrücke wie erwartet wacklig und die 90m kommen einen teilweise doch länger vor als man denkt. Man kommt aber sehr gut voran. Zwischendurch muss man auf eine gute Position achten beim Umhängen des Klettersteigsets, sodass man hier nicht ins Wackeln kommt. Dann steht man irgendwann auf der anderen Seite und kann den Blick zurück genießen.

 

Der letzte Abschnitt aufs Jegihorn

Ich muss sagen ab der Brücke hat mir der Steig richtig Spaß gemacht. Vorher fand ich ihn von der Schwierigkeit nicht so herausfordernd, die Aussicht hat das aber wettgemacht. Das Ende hat aber alles gehabt. Zum Abschluss ging es über Platten und Kanten über eine Verschneidung zum Gipfel. Das hat richtig Laune gemacht und ein richtiges Abenteuerfeeling kam bei mir auf. Die letzten Meter zum Gipfel konnte ich einfach genießen und so war ich tatsächlich bei Sonne am Gipfel des Jegihorns (3206m). Ich habe für den Klettersteig 1:30 Stunden gebraucht.

 

Abstieg ins Tal

Über den Alpinwanderweg ging es wieder herunter. Die Markierungen waren gut sichtbar. Im oberen Teil war es noch Blockgelände und später ging es in einen „normalen“ Weg hinab. Auf dem Weg nach habe ich noch die eine oder andere Gams gesehen. Für die war der Weg noch einfacher als für mich. Immer wieder spannend zu beobachten, wie die Tiere sich im Gelände bewegen. An der Seilbahnstation angekommen ging es nach einer kurzen Pause wieder ins Tal. Für den Abstieg zur Station habe ich nochmal 1:30 Stunden gebraucht. So war ich nach 4 Stunden wieder an meinem Ausgangspunkt.

 

Versöhnung für die erste Woche

Ich muss zugeben ich war in der ersten Woche sehr enttäuscht, dass die Touren nicht wie geplant funktioniert haben. Umso schöner war es doch noch in der Sonne auf einem Gipfel stehen zu können. Highlight war die Hängebrücke. Momente die in Erinnerung bleiben werden und der schöne Ausblick Richtung Weissmies und Lagginhorn. Ich kann den Steig nur empfehlen, wenn man die Voraussetzungen mitbringt. Ich hoffe, dir hat der Einblick gefallen. Bis dann,

Jonathan

Leave a comment