Erst das Winterbiwak in Bremen und jetzt waren wir tatsächlich im Harz zum Eisklettern. Ich kann das immer noch nicht so recht glauben. Eigentlich wollten wir dieses Jahr zu viert nochmal einen Eiskletterkurs in Österreich absolvieren. Aufgrund der aktuellen Situation war recht schnell klar, dass der Kurs nicht stattfindet. Ich hatte mich irgendwie schon abgefunden im Frühjahr so gar nichts Bergsporttechnisches zu machen. Aber das kalte Wetter hat uns eine neue Möglichkeit beschert. So waren Steffan und ich letztes Wochenende Eisklettern im Harz.

 

Hintergrund – Start der Planung mit Schwierigkeiten

Steffan kam mit der Idee, im Harz Eisklettern zu gehen. Aufgrund der kalten Temperaturen sollte das möglich sein. Erst war ich Feuer und Flamme und dann ist mir aufgefallen, dass ich gar keine steigeisenfesten Schuhe mehr in Bremen hatte. Ich gebe zu hier hatte ich schon aufgegeben. Zumal ich mir nicht sicher war, ob das Eisklettern im Harz überhaupt gut möglich war. Steffan jedoch war ziemlich hartnäckig und hat mir Bergschuhe von ihm angeboten (er hat zwei Paar). Eines davon hat mir tatsächlich gepasst. Die Tour in den Harz konnte losgehen.

 

Wetter beobachten in der Woche

Die Tage davor war klar, dass man die Bedingungen abwarten muss. Über Facebookgruppen und über einen tollen Blog konnte ich die Eisentwicklung gut verfolgen und sehen, dass es zum Wochenende möglich sein wird.

Am Sonntag morgen um 7 Uhr sind wir aus Bremen gestartet und haben uns Richtung Harz begeben. Ziel war der Romkerhallerwasserfall im Okertal. Ein Gebiet, in dem wir schon das ein oder andere Mal zum Klettern waren. Schön und gut zu erreichen mit dem Auto. Je näher wir dem Harz kamen, umso kälter wurden die Temperaturen. Am Parkplatz angekommen die Erkenntnis, es gibt mehr Eiskletterer in Norddeutschland und so waren die ersten schon vor uns am Eisklettern.

 

Der Eiswasserfall wurde damals künstlich umgeleitet und liegt deshalb keine 5 Minuten weg vom Parkplatz. Den Eisfall kann man in zwei Teile unterteilen. Im oberen Bereich waren die ersten schon unterwegs. Da der Wasserfall nicht sonderlich breit ist und ich kein Fan von Gedränge am Berg bin, haben Steffan und ich uns entschieden den leichtern unteren Part zu klettern. Da der obere und untere Bereich von einander getrennt sind, konnte man eh nicht in einem durchklettern und wir hatten unsere Ruhe im unteren Part.

 

Vorbereitung zum Klettern

Da wir seit einem Jahr nicht mehr Eisklettern waren und ich auch kein Profi bin, haben wir uns entschlossen ein Toprope einzuhängen (das war leicht möglich) und anschließend so zu starten. Das Seil konnten wir an einer Eisenstange und einer Eisschraube relativ gut festmachen. Anschließend habe ich mich abgeseilt und wir konnten losklettern. Durch das Abseilen konnte ich schon mal checken, ob das Eis gut genug zum Klettern ist. So gab es keine großen Überraschungen.

 

Unsere Ausrüstung – viel dabei, wenig gebraucht

An Ausrüstung hatten wir wirklich alles dabei, was man für das Eisklettern braucht. Aufgrund der Situation vor Ort haben wir aber nicht alles gebraucht (Toprope; einiges los). In der Tabelle zeige ich dir, was wir dabei hatten und was wir auch wirklich im Einsatz hatten.

 

AusrüstungBenötigt
KlamottenTourenjacke; Tourenhose; Lange Unterhose; Handschuhe; T-Shirt; Fleecejacke; Bergsocken; Halstuch
SchuheVon Steffan geliehen
EiskletterausrüstungEisgeräte; Steigeisen; Helm; Klettergurt
Eisschrauben (6x)Eine benötigt (aufgrund von Toprope klettern)
Expressen (12x)Keine benötigt (aufgrund von Toprope klettern)
Karabiner (10x)2x Schrauber; 1x HMS (aufgrund von Toprope klettern)
Schlingen (5x)Eine benötigt
AbseilgerätBenötigt
Mehr zu meiner Ausrüstung findest du hier

Da wir unsere Ausrüstung nicht so weit tragen mussten und im Auto genügend Platz hatten, war das nicht so schlimm. Sonst muss man beim Packen wirklich mehr darauf achten. Besonders sind einige Ausrüstungsgegenstände nicht doppelt notwendig. Hier hätten wir deutlich sparender packen können.

Wichtig bei den kalten Temperaturen waren auch die richtigen Klamotten auch im Harz. So hatte ich meine Tourenjacken und meine Tourenhose an. Darunter noch eine lange Unterhose. So ließ es sich bei der Bewegung gut aushalten. Aber gerade der Punkt ist sehr individuell. Über die Zeit hast, du ein Gefühl was du brauchst bei welchen Temperaturen und Bedingungen.

 

Die ersten Meter im Eis

Ich durfte das erste Toprope klettern. Wichtig ist auch hier den Partnercheck vor dem Klettern zu machen. Das darf man nie vergessen. Auch sollte man immer checken, ob man die richtige Ausrüstung passend und greifbar am Gurt hat.

Der untere Part war relativ simpel, da er schnell in steileres Gehgelände umstieg. Highlight waren die letzten Meter bis zum Toprope. Dort ging es senkrecht hoch. Hier hatte man das Gefühl vom richtigen Eisklettern. Die ersten Meter hat es auch wieder gebraucht, bis ich in eine gute Tritt- und Schlagtechnik gekommen bin. Da ich weiß, dass ich dort noch nicht so gut bin, wollte ich ja nochmal den Kurs machen. Auch bei leichteren Routen finde ich das Erlebnis beim Eisklettern immer spektakulär. Das Schlagen ins Eis, die Eisbrocken, welche wegfliegen und das Geräusch des Wasserfalls.

 

Die Bedingungen waren echt gut. Es war genügend Eis gefroren. Am Anfang durch die kalten Temperaturen, war das Eis etwas spröde. Das wurde aber mit der Zeit besser.

Das Ablassen am Eiswasserfall ist nochmal eine andere Sache. Gerade am Anfang fühlt sich das etwas bedrohlicher an als in der Halle. Hier könnt ihr euch ruhig etwas langsamer ablassen. Auch müsst ihr darauf achten nicht mit dem Steigeisen im Eis hängen zu bleiben.

In unserem Toprope konnten wir unsere Route immer wieder variieren, sodass nicht wirklich Langweile aufkam. Ein Vergleich mit Österreich ist der Harz dennoch nicht.

 

Hier besteht Optimierungsbedarf

Wir hatten eigentlich Zwillingsseile dabei haben diese dann aber nicht genutzt, sondern Steffans Einfachseil für das Topropeklettern. Dieses war jedoch nicht voll imprägniert, weshalb es sich über den Tag immer weiter mit Wasser und Eis vollgesogen hatte. Wir konnten noch gut sichern, aber es gibt bessere Bedingungen.

 

Im Laufe des Tages wurde das Eis immer weicher, da die Sonne rumgekommen ist. So haben wir gegen frühen Nachmittag unsere Sachen eingepackt. Ich habe auch so langsam meine Füße gemerkt. Bergschuhe sollte man definitiv nicht leihen. Aber für die paar Stunden war es okay. Ich werde mir, sobald die Läden wieder offen haben, neue Schuhe kaufen und dich auch über meine Auswahl informieren.

 

Eisklettern im Harz

Eisklettern im Harz ist tatsächlich möglich, wenn auch äußerst selten. Wir hatten dieses Jahr mit den Bedingungen einfach Glück. Die letzten Jahre war es nicht so einfach möglich. Aus diesem Grund hat sich der Ausflug wie ein kleiner Bergurlaub angefühlt und war in diesen Tagen eine gelungene Abwechslung in dem doch recht monotonen Alltag. Ich hoffe dir haben die Einblicke gefallen. Mehr wird bald auf YouTube online sein. Bei Rückfragen kannst du mir schreiben. Bis dann,

Jonathan

Leave a comment