Abbruch von Touren ist eines der schwersten Dinge für jeden Bergsteiger. Warum wir uns damit so schwer tun und warum dadurch viele Unfälle passieren, erfährst du heute. Außerdem erzähle ich dir von meiner Tour auf die Wildspitze, die wir circa 50 Hm vor dem Ende abbrechen mussten.

 

Leichtsinn in den Alpen?

Ich weiß nicht wie es dir geht, aber mein subjektiver Eindruck ist, dass immer mehr Unfälle in den Alpen passieren. Woran liegt das? Aus meiner Sicht hat es verschiedene Gründe, welche ich im ersten Teil des Artikels beleuchten möchte. Ein guter Kommentar zu dem ganzen Thema ist beim Spiegel zu lesen. Diesen Teil möchte ich mit dir teilen.

 

Ausschnitt aus einem Artikel vom Spiegel

„Die Leute können nicht mehr verzichten“

Ein weiteres Puzzlesteinchen für eine drohende Katastrophe ist für den Tiroler der zunehmende Leistungsdruck in der Gesellschaft, gepaart mit mehr Egoismus. Weil die Menschen mehr arbeiten müssten, bleibe weniger Zeit für wichtige Erfahrungen draußen. Die Sensibilität für die Natur und das freie Gelände gingen verloren, „die Leut‘ werden einfach patscherter (tollpatschiger)“, sagt Bergretter Veider. Zudem nehmen die schwierigen Sucheinsätze nach Alpinisten stark zu, die allein unterwegs sind. Wovon alle Experten entschieden abraten.

Ein für die Retter typisches Negativbeispiel: In seinen zwei Tagen Auszeit will der gestresste und erfolgsverwöhnte Bürohengst unbedingt auf den Gipfel. Schließlich hat er viel Geld in die Ausrüstung investiert. Der schlechte Wetterbericht wird da genauso wie die fehlende Begleitung schnell zur Seite geschoben. „Die Leute können auch nicht mehr verzichten“, sagt der Ehrenamtliche.

Quelle: Spiegel

Besonders den letzten Punkt kenne ich persönlich auch. Ich habe auch nur eine begrenzte Anzahl an Urlaubstagen und da ich in Bremen wohne ist der Weg in den Alpen etwas weiter. Ich kann es schon verstehen, warum man auch erwartet, dass man seinen geplanten Gipfel auch erreichten möchte. Dennoch ist das der falsche Ansatz. Ich finde, man muss sich in den Bergen immer fragen „was ist mir dieser Gipfel wert“ und das sollte nie das Leben sein.

 

Artikelbild Abbruch von Touren 1024x680 - Abbruch von Touren
Abbruch von Touren (bisher habe ich eine Tour an der Wildspitze und am Lagginhorn abbrechen müssen)

Abbruch an der Wildspitze

2016 war ich mit einem Kurs von AlpineWelten an der Wildspitze unterwegs. Der Gipfel sollte das Highlight und der Abschluss unserer Ausbildungs- und Tourenwoche werden. Aufgrund einer Menge Neuschnee war der Anstieg echt lang. Wir mussten sogar mit Schneeschuhen losgehen, um nicht zu tief einzusinken. Das Wetter hat sich im Laufe des Tages immer weiter gebessert. Wir kamen aber nur langsam voran. Etwa 50-75 Hm vor Ende mussten wir dann umdrehen. Es gab mehrere Gründe warum wir umgedreht sind. Eine aus unserer Gruppe hat sich aufgrund der Höhe nicht mehr so gut gefühlt und war sich nicht sicher, ob sie es schafft. Hat aber auch angeboten, auf uns zu warten und wir sollten weiter gehen. Der zweite Grund für den Abbruch war das Wetter. Man konnte die Wolken nicht so recht anschauen. Ich habe mir nur gedacht so kurz vor dem Ende können wir doch nicht umdrehen. Es ist doch nicht mehr lang. Wir haben nochmal auf unsere Planung geschaut und gemerkt, dass wir für den letzten Teil nochmal 1 ½ Stunden gerechnet hatten. Das war doch länger als mein Gefühl es mir gesagt hatte. Es ist wichtig, in diesen Situationen die Emotionen heraus zu bekommen und nur nach den Fakten zu entscheiden. Die Faktenlage war klar. Wir mussten umdrehen. Das haben wir auch gemacht und waren gerade vor einem starken Gewitter zurück an der Hütte.

 

Fazit Abbruch bei Touren

Wir werden stark beeinflusst von vielen Faktoren, welche uns abhalten wollen umzudrehen. Wir denken, uns kann es ja nicht treffen, ich habe so viel Geld gezahlt und ich weiß nicht, wann ich wieder Urlaub habe, um ein paar Faktoren zu nennen. Wichtig ist bei seiner Planung, genau drauf zu achten, was passieren könnte und wie lange man für eine Tour brauchen darf. Man sollte sich an die Fakten halten und sein Ego zurückstecken. Man kann jede Tour wiederholen. Dessen sollte man sich immer bewusst sein. Hast du schon einmal eine Tour abbrechen müssen?

Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche. Bis dann,

Jonathan

 

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