Neues Jahr – neue Touren. Wie auch in den letzten Jahren bin ich im Wallis gestartet. Es ist einfach mein Lieblingsgebiet für das Bergsteigen. Hier gibt es wirklich alles, was das Bergsteigerherz höherschlagen lässt. Der Plan war auch dieses Mal, weitere 4000er in diesem Gebiet zu besteigen. Um darauf vorbereitet zu sein, habe ich mir als Eingehtour den Petit Combin (3668m) ausgesucht.

 

Auf zur Hütte – Zum Glück mit dem Auto 

Der Ausgangspunkt der Tour war für unsere Route die Cabane Brunet. Die Hütte selbst liegt auf 2104m. Das Schöne an der Hütte ist, man kann mit dem Auto hochfahren. Das spart unnötiges Laufen aus dem Tal. Manchen gefällt das, ich gehöre aber nicht dazu. Die Hütte selbst ist sehr schön und wurde erst vor kurzem komplett renoviert. Die Zimmer sind hell und gemütlich. Zudem verfügt die Hütte auch über permanenten Strom, Wasser und Duschen. Ein richtiger Luxus. Die Übernachtung kostet 80 Franken und einmal Duschen a 6 Minuten ist im Preis inklusive.

Die Hütte wird hauptsächlich von Wanderern und Tagesgästen besucht. Wir waren die einzigen Gäste, die über Nacht geblieben sind. So konnten wir die Zeit für das Abendessen selbst bestimmen. Ein Traum. Der Service war auch super nett und unkompliziert. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.

 

Start zum Petit Combin

Am Abend vor der Tour war vor allem das Wetter die große Frage. Am Anreisetag (Sonntag) war es sehr durchwachsen und hat erst gegen Abend aufgeklart. Für den nächsten Tag sah das Wetter gut aus. 6 Sonnenstunden und kaum Bewölkung. Gute Vorzeichen

 

Tourfakten Petit Combin

  • Petit Combin 3668m Nordflanke (Zentralpfeiler)
  • Bewertung:
  • Dauer:
    • Hoch: 1600Hm 5 ½ Stunden
    • Runter: 4 Stunden (Alternativer Abstieg möglich)
  • Ausrüstung: Gletscherausrüstung
  • Schlüsselstelle: Wegfindung und steilere Firnabschnitte
  • Tourenbücher: Westalpen Band 1; SAC Tourenportal

Aufgrund der Tourdaten haben wir uns entschieden um 5 Uhr zu frühstücken und um 5:30 zu starten. Wie bei fast jeder Hochtour habe ich morgens nichts gegessen. Nico hat das dann für uns beide gemacht.

Bei guten Bedingungen, Sicht und nicht zu kalten Temperaturen ging es los.

 

Wie war das mit der Wegfindung?

Der erste Teil von der Hütte führt über eine „Straße“ bis ans Ende des Tals und endet an einer kleinen Hütte, in der man wohl auch was trinken kann. Bis hierher war der Weg kein Problem, sehr breit und man konnte sich nicht verlaufen. Am Ende der Straße war dann ein Schild mit mehreren Abzweigmöglichkeiten. Leider hat keine Beschriftung zu der Toureninfo aus dem Buch oder zum SAC Tourenportal gepasst. Wir haben uns gefragt, wo wir hinmüssen. Da wir auch kein GPS-Track im Internet gefunden hatten, mussten wir auf die gute alte Karte zurückgreifen. Hiermit konnten wir den Weg ausfindig machen. Es ging über einen alpinen Wanderweg weiter. Dieses war gut ausgeschildert und die nächsten Meter stellten kein Problem dar.

Man musste zwar hin und wieder einen kleinen Fluss und ein Schneefeld kreuzen, aber das ging gut, wenn man die richtige Stelle gefunden hatte. Über den Alpinwanderweg ging es bis zu einer Geröllmoräne auf 2740m. Ab hier war der Weg schon wieder nicht eindeutig. Der Weg im Tourenportal war definitiv nicht der optimale Weg. Um das wieder auszugleichen, durften wir das Schneefeld kreuzen, welches sich entschieden hatte, uns nicht zu halten. So sind wir immer wieder eingesunken. Aufgrund der guten Sicht war es immerhin einfach die Nordflanke anzupeilen.

 

Aufstieg über die Nordflanke

An der Nordflanke angekommen mussten wir schnell feststellen, dass hier ziemlich viel Schutt liegt. Alles nicht fest. Über den Schutt ging es hoch in die ersten kleinen Kletterstellen (2. Grad). Die Stellen sind wir frei gegangen. Den Helm hatten wir auf und das sollte sich noch als notwendig herausstellen. Die Wegfindung an der Flanke ist relativ einfach. Immer dem Grat herauf. Mal links, mal rechts und mal direkt geradeaus ging es für uns auf über 3000m. Beunruhigend war die Entwicklung des Wetters. Der Wind hat enorm zugenommen. Am Grat hat es immer mehr gestürmt. Zudem haben wir dunkle Wolken gesehen, die in unsere Richtung gezogen sind.

Auf circa 3100m haben wir 15 Minuten lang überlegt, ob wir weitergehen oder umdrehen. Der Wetterbericht war nicht so schlecht wie die Realität. Allein schon an der langen Überlegungszeit sieht man zwei Dinge. Erstens, dass die Entscheidung nicht eindeutig war und wir nicht so ganz genau wussten, wie wir das Wetter deuten sollten. Zweitens dass das Umdrehen und der Abbruch die einzig richtige Entscheidung gewesen ist. So sind wir umgedreht und über den gleichen Weg wieder zurück.

 

Steine von oben

Wie schon beschrieben, war die Flanke voller Geröll und so habe ich leider ein kleiner Stein losgetreten, der Nico am Helm getroffen hat. So etwas darf nicht passieren. Was ich daraus für mich mitnehme ist, dass ich in diesem Gelände mehr Abstand halten muss und noch vorsichtiger treten sollte. Nico ist aber nichts Weiteres passiert und wir konnten weiter absteigen. Dieses Mal aus unserer Sicht mit dem optimierten Weg zurück zur Moräne. Am Gipfel selbst hat es immer mehr zugezogen und der Wind sah super schnell aus. Teilweise hat es ein wenig getröpfelt. Man kann sagen, es war definitiv die richtige Entscheidung nicht weiter zu gehen. Unspektakulär, aber lange ging es zurück zur Hütte. Immerhin 6 ½ Stunden mit 1100Hm hoch und runter waren wir unterwegs.

 

Ausblick auf die nächsten Tage

Der Frust über den Abbruch ist nicht so hoch wie der Blick auf die nächsten Tage. Dort soll das Wetter nicht besser, sondern schlechter werden. Den Artikel hier schreibe ich direkt nach der Tour (05.07.2021). Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, wie wir den Rest der Woche gestalten sollen. Das nervt und ist einfach frustrierend. Wir bleiben jetzt noch eine weitere Nacht auf der Hütte und entscheiden morgen, wie es weiter gehen soll. Updates bekommst du dann hier und auf Insta. Bis dann,

Jonathan

 

Leave a comment