Nach dem warm werden am Mönch stand am nächsten Tag die Jungfrau auf dem Plan. Auch die Jungfrau habe ich schon 2019 mit einem Bergführer bestiegen. Für Steffan war der Berg komplett neu. Ich wollte sehen, ob ich mittlerweile in der Lage bin, solche Touren zu führen und an den Schlüsselstellen vorzugehen. Wie die Tour ablief und welche Besonderheiten es gab, zeige ich dir. Ebenso möchte ich auf die Unterschiede im Vergleich zum vergangenen Jahr eingehen. Mehr zu der Besteigung von 2019 kannst du hier finden.

 

Anforderungen und Tourfakten

  • Jungfrau 4158m
  • Schwierigkeit: AD
  • Firnhänge bis 45°
  • Rottalsattel bis 55°
  • Im Fels 1/2/3
  • Material: Gletscherausrüstung
  • Stützpunkt: Mönchsjochhütte 3657m

Route:

  • Einstieg Rottalsporn 1 ½ Stunden 350Hm runter; 150Hm hoch
  • Kranzbergeck 2 Stunden 300Hm hoch
  • Rottalsattel: ¾ Stunden 130Hm hoch
  • Südostgrat zum Gipfel: 1 ¼ Stunden 270Hm

 

Früher Start in den Tag

Der Start zur Jungfrau hin führt über den Gletscher. Bis zum eigentlichen Einstieg und den ersten Kletterstellen braucht man zwischen 1 ½ und 2 Stunden. Danach richtete sich unsere Startzeit. Ziel war es, wenn es hell ist, an den Kletterstellen zu sein. Aus diesem Grund sind wir kurz nach 4 losgelaufen. Da der erste Teil der Tour über den Gletscher geht und dort auch Spalten zu erwarten sind, bereite ich das Seil für die Seilschaft immer schon in der Hütte vor. Dann muss man es nicht draußen im Kalten und Dunkeln am Gletscher machen.

 

Der Start der Tour ist super unspektakulär. Erst über den normalen Weg zurück zum Jungfraujoch und anschließend geht es über den Gletscher Rottalsporn. Immer wieder finde ich es schön die Stirnlampen der andere Bergsteiger vor einem auf einem Gletscher zu sehen, wenn sich nur so Punkte bewegen. Über eine gute Spur ging es schnell hin zum Rottalsporn. Dort kommt man in den Felsen rein und startet auch die ersten Kletterstellen. Beim Übergang müsst ihr eventuell auf Spalten achten, das kommt ganz auf die Bedingungen an. Schwer finde ich diese nicht, aber für Stau sorgen sie trotzdem. Die Kletterstelle führt über einen Riss circa 15 Meter hoch und ist im 2/3 Schwierigkeitsgrat und ist auch gleichzeitig die Schlüsselstelle. Anschließend ist es wichtig sich nicht verleiten zu lassen weiter geradeaus hoch zu gehen, sondern erst nach links zu gehen.

 

Nicht verlaufen!

Vor uns sind viele Seilschaften weiter geradeaus hoch geklettert, bis sie aufmerksam gemacht worden sind, dass dies der falsche Weg ist. Macht euch immer vorher Gedanken zu dem Weg, beschäftigt euch mit der Tour und folgt dem Ersten nicht, ohne selbst darüber nachzudenken, ob das gerade richtig ist. Ansonsten könnt ihr euch echt in Gefahr bringen. Gerade, wenn du ohne Bergführer unterwegs bist, ist das super wichtig. Über leichten Felsen geht es dann hoch.

 

Jetzt kommt der Schnee

Anschließend beginnt der Part, an dem man die Höhenmeter macht. Über Schnee und Firn läuft man erstmal einige Zeit nach oben. Das erste Highlight ist, die Traverse hinüber zum Bergschrund unterhalb des Rottalsattels. Da es dort auch steil nach unten geht, ist dieser Teil mit Vorsichtig zu gehen. Auf den Rottalasattel gelangt man über die Schlüsselstelle im Eis. Und die ist je nach den aktuellen Bedingungen mal leichter und mal schwerer. Dieses Jahr hatten Steffan und ich Glück. Man konnte super hoch gehen. Es war genügend Schnee/Firn vorhanden und die Spur über diese Stelle top. Wie eine steile Leiter, aber an sich kein Problem. Im Jahr zuvor war es deutlich unangenehmer, da man auch auf eine Spalte achten musste.

 

Über den Südostgrat geht es schließlich auf den Gipfel zu. Um da hochzukommen quert man wieder im steilen Firn und steigt anschließend über den Gipfelhang nach oben. Dieses Jahr konnte man das im Schnee und Firn machen. Im Jahr zuvor war das teilweise blankes Eis und man musste durch den Felsen gehen und die Sicherungsstangen nutzen. Aber so war das Gelände aufgrund der Steilheit zwar anspruchsvoll, aber auch gut gehbar. Nach obenhin wird der Gratrücken dann auch immer leichter und so gelangt man zum Gipfel. Gegen 7:30 konnten wir das wunderschöne Panorama im Berner Oberland genießen. Leider war der Wind echt stark, weshalb wir relativ zügig nach den Gipfelbildern wieder abgestiegen sind.

 

Der Abstieg

Abgestiegen sind wir über den exakt gleichen Weg. Auch hier kamen uns die guten Bedingungen im Firn entgegen, weshalb wir keinerlei Probleme hatten. Abwärts gibt es auch einen anderen Weg, den ich 2019 genommen habe. Dieses Jahr habe ich dort keine Spur gesehen und deshalb habe ich mich für den bekannten Weg entschieden bis hin zur Mönchjochhütte.

 

Jungfrau – der Star im Berner Oberland

Die Tour auf die Jungfrau ist die perfekte Mischung einer Hochtour. Von Gletscher, über Fels bis hin zu ausgesetzten und steilen Stellen im Firn ist alles vorhanden. Für Anfänger ist der Berg noch nicht geeignet, aber wenn du schon öfter unterwegs warst, wird der Berg dich beeindrucken. Dadurch, dass ich im Jahr zuvor schon einmal dort war gab es für mich keine überraschenden Elemente, dass die Tour für mich angenehmer dargestellt hat. Zudem hatten wir bessere Bedingungen, da das Eis noch nicht blank war. Eins ist bei dem Berg aber auch klar. Auf dem Normalweg wirst du bei gutem Wetter auch nicht allein sein. Das kann besonders an der ersten Kletterstelle etwas nerven. Als Tagestour vom Tal würde ich es dir nicht empfehlen, da du dann permanent gegen die Zeit läufst und es unangenehm wird, wenn der Schnee nicht mehr gefroren ist.

 

Ich hoffe dir hat der Einblick gefallen. Mehr findest du auch auf YouTube. Viel Spaß beim Schauen und bis dann,

 

Jonathan

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