2016 habe ich meinen Hochtourenkurs gemacht. Vorbereitet, für eigenständige Touren mit Freunden, habe ich mich danach noch nicht wirklich. Es war zu viel neu und der Kurs dann doch nur ein paar Tage lang. Ich wusste nicht, wie ich danach starten sollte und habe erstmal geführte Touren gemacht. In dem heutigen Artikel will ich dich vor diesem Dilemma bewahren und dir ein paar Möglichkeiten zeigen, wie du nach einen Hochtourenkurs weiter machen kannst.

 

Hochtourenkurs – was lernst du dort?

Ein Hochtourenkurs ist absolut sinnvoll und jeder sollte diesen durchführen. Hier lernt man alle relevanten Grundlagen und bekommt diese von einem Bergführer/in gezeigt. Zu den Grundlagen gehören:

  • Steigeisentechnik
  • Gehen mit Seil am Gletscher
  • Fixpunkte in Eis und Firn
  • Halten von Stürzen in Eis und Firn
  • Spaltenbergung mittels Loser Rolle und Mannschaftszug
  • Technik und Taktik am Gletscher
  • Erste Hilfe
  • Ausrüstungs- & Materialkunde
  • Tourenplanung
  • Orientierung
  • Knotenausbildung
  • Bergbezogene Wetterkunde

(Auszug von AlpineWelten)

Je nach Dauer des Kurses geht dieser 4 – 6 Tage. Das man danach noch kein Experte ist, ist ja auch klar. Bei mir war es dann so, dass ich keine Leute kannte, welche Erfahrung in diesem Bereich hatten. Also was nun?

 

Drei Wege nach deinem Hochtourenkurs

Aus meiner Sicht gibt es drei Wege, wie man am besten nach einem Hochtourenkurs weiter machen kann. Sicherlich gibt es auch noch andere Wege. Aus meiner eigenen Erfahrung und der Erfahrung meiner Tourenpartner möchte ich mich auf die folgenden Wege beschränken:

 

1. Geführte Touren

Mit geführten Touren habe ich nach meinem Hochtourenkurs weitergemacht. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch keinen Tourenpartner gehabt bzw. kannte auch noch niemanden, der das mit mir machen wollte. So habe ich damals bei AlpineWelten geführte Touren gebucht. Vorteil ist, dass man das Gehen und die wichtigen Techniken übt auf der Tour und Erfahrung sammeln kann. Außerdem kann es gut sein, dass du hier gleichgesinnte findest mit denen du auch noch im nachhinein Touren machen kannst. Zudem muss man die Touren nicht selbst planen, Hütten reservieren, sich um die Wegfindung kümmern. Nachteil ist, dass es ein teurer Weg ist, um die Erfahrung aufzubauen. Ein Stückweit fehlt hier der Faktor der Eigenständigkeit. Aus meiner Sicht sind geführte Touren eine super Ergänzung für die Erfahrung, aber sie bringen dich nicht zwingend dahin, dass du eigenständig Touren gehen kannst.

 

2. Weitere Ausbildung

Von dieser Methode bin ich ein großer Fan. Meinem Kletterpartner ging es nach seinem Hochtourenkurs ähnlich wie mir. Wir waren uns nicht sicher genug eigenständig Touren zu gehen. Bei uns in der DAV Sektion gab es die Möglichkeit einen alpinen Ausbildungskurs mitzumachen, der genau das Ziel hatte, dass man eigenständig auf Tour gehen kann. Voraussetzung war ein absolvierter Hochtourenkurs. Ziel vom Kurs war, das eigenständige Planen und Durchführen der Tour. So haben wir (alle Kursteilnehmer) die Touren besprochen und geplant. Am Tourentag ist dann einer von uns vorgegangen und hat die Seilschaft geübt. Ich war damals schon ein wenig nervös, mal vorne am Seil zu sein. Es war eine tolle Erfahrung und das kann ich nur jedem empfehlen. Bei dem Kurs war selbstverständlich ein ausgebildeter Führer dabei, welcher immer einen Blick auf uns hatte und uns mit Tipps parat stand, aber sich auch oft rausgehalten hat.

 

Mittlerweile gibt es von dieser Art von Kurs immer mehr und das kann ich nur jeden ans Herz legen, wenn deine Tourenpartner und du auch noch am Anfang steht.

 

3. Touren mit erfahrenen Bergsteigern

Der letzte Punkt ist, dass du bereits Freunde und Bekannte hast, die Erfahrung haben und dich auf Tour mitnehmen. Sie können dir vor der Tour schon zeigen, wie sie sich vorbereiten, welche Ausrüstung sie haben, wie die Tour von zuhause geplant wird und anschließend, wie man die Tour durchführt. Hier kannst du am kompletten Prozess teilnehmen und dich so aus meiner Sicht mit am schnellsten entwickeln.  Grundvoraussetzung ist, dass du erfahrene Tourenpartner hast und du dich auf diese verlassen kannst. Hast du noch keine Tourenpartner solltest du auf Punkt 1 oder 2 zurückgreifen. Wie du einen Tourenpartner findest, kannst du hier nachlesen.

 

Egal für welche Methode du dich entscheidest, es muss zu dir passen. Hier gibt es kein richtig und kein falsch. Schau, dass du nach deinem Kurs viel Erfahrung sammeln kannst, lerne von Leuten, die schon weiter sind und genieße die Berge.

 

Erfahrung sammeln – der entscheidende Faktor

Wie du siehst, haben alle 3 Varianten einen Faktor gemeinsam – Erfahrung sammeln. Am Anfang ist die Welt der Hochtouren einfach komplett neu und überfordert einen. Das ist vollkommen normal. Nach dem Hochtourenkurs geht es dann darum sich immer weiterzuentwickeln, Erfahrung zu sammeln und auf Tour zu gehen. So wirst du irgendwann an dem Punkt sein, wo du komplett eigenständig auf Tour gehen kannst. Ich mache es bis heute noch so, dass ich Touren über meinem Limit mit Bergführer gehe und alles auf meinem Level und drunter mit Freunden mache. Das hat sich über die letzten Jahre so entwickelt. Ich hoffe dir hat der kleine Einblick geholfen. Wenn du noch Fragen hast, kannst du mir gerne schreiben. Eine schöne Woche. Bis dann,

Jonathan

 

2 Comments

  • Alex
    Posted 08/03/2022

    Hi Jonathan, danke für deinen coolen Content immer! Ich antworte einfach mal hier, weil ich mich gerade in einer entsprechenden Situation befinde.
    2020 habe ich mit Alpine Welten einen Einsteigerhochtourenkurs am Taschachhaus gemacht, weil ich Lust hatte, über das Bergwandern hinauszugehen. Das war mega, aber ich war körperlich deutlich zu unfit dafür (fürs Bergwandern auch). Ein paar Male Laufen gehen vorher war nicht ausreichend. Im Nachgang habe ich dann begonnen, meine Ernährung umzustellen und Ausdauersport zu betreiben. Über die Zeit habe ich mittlerweile 25kg abgenommen und laufe Anfang April den Berliner Halbmarathon.
    Bergmäßig habe ich seit dem Hochtourenkurs verschiedene Wander- und Bergtouren unternommen – mit jeweils steigendem Anspruch, was ziemlich cool war und mir ein gutes Gefühl gegeben hat. Im letzten September bin ich auf die im oberen Bereich bereits eisige Zugspitze via Stopselzieher gestiegen und im Januar habe ich mit Freund_innen die Alpspitz-Ferrata als Winterbegehung gemacht. Dieses Jahr stehen Bergtouren über Himmelfahrt und eine erste eigene richtige Hochtour (möglicherweise Wildspitze) am Pfingstwochenende an. Im August folgt dann der alpine Aufbaukurs Fels und Firn mit Alpine Welten. Zwischendurch hatte ich noch einen Toprope-Kurs gemacht, eigentlich um Sicherungstechniken und Umgang mit dem Material aufzufrischen, war aber dann so hooked vom Klettern, dass ich 3x in der Woche in der Halle Vorsteigen oder Bouldern gehe. Meine DAV-Sektion bietet auch ein recht breites (theoretisches) Ausbildungsprogramm mit spannenden Inhalten.
    Ist nur bisschen ärgerlich, dass der Weg zu alpinen Gipfeln von Berlin aus immer recht aufwändig ist.
    Was ich sagen will, es macht voll Bock zu sehen, wie man sich körperlich und technisch entwickelt und fortschreitet. Und ich freue mich darauf, das Sportklettern aus der Halle auch am Fels zu lernen.

    Viele Grüße
    Alex

    • IMG 4656 - Hochtourenkurs gemacht – wie gehts weiter?
      Jonathan
      Posted 09/03/2022

      Hey Alex,

      vielen Dank für das Kompliment. Das klingt richtig cool. Starke Entwicklung und beindruckende Leistung. Wünsche dir viel Spaß bei den Touren und Kursen.

      Grüße,
      Jonathan

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