Voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten

Traversee Royale – Nach unserer ersten Aufwärmtour standen alle Zeichen auf „Go“. Das Wetter war perfekt gemeldet, die Hütten reserviert und wir top motiviert und akklimatisiert. Wie schon im letzten Artikel beschrieben kam die Idee zur Tour durch einen Bericht im „Bergauf und Bergab“ Magazin. Wir wollten die Tour aber nicht wie dort in vier Tagen machen, sondern in drei. Ich möchte dir im heutigen Artikel die Tour allgemein vorstellen und dir den ersten Teil beschreiben. Der Rest wird in einem weiteren Artikel online kommen.

 

Anforderungen und Zeitplan

Die Traversee Royale haben wir auch nach der Vorlage im Buch „Hochtouren Westalpen 2*“ der Rother Selection geplant.

  • Erster Tag: Aufstieg zur Refuge des Conscrits
  • Zweiter Tag: Überschreitung der Domes de Miage und Übernachtung auf dem Refuge Durier
  • Dritter Tag: Überschreitung der Aiguille de Bionnassay zum Dome du Gouter. Von dort auf den Mont Blanc und Abstieg zur Refuge des Cosmiques
  • Vierter Tag: Aufstieg zur Aiguille du Midi und mit der Seilbahn ins Tal

 

Anforderungen:

  • Schwierigkeit: AD; 50°; Klettern bis 4a
  • Sehr gute Kondition für drei Tage mit Belastungszeiten bis zu 15 Stunden pro Tag
  • Circa: 40Km und 5000Hm

Für die Traversee Royale braucht man vor allem drei Tage gutes Wetter, so dass die Bedingungen fürs Klettern und am Grat – Gehen gut sind. Schlüsselstelle ist zudem der Zustand an der Bionassay. Ist der Grat blank, wird es heikel.

 

Unsere Ausrüstung

Die Ausrüstung kann man kurz zusammenfassen. Man benötigt die normale Hochtourenausrüstung und für die Kletterei am Bionnassay zusätzlich zum Absichern Bandschlingen und Expressen. Hier können Friends auch hilfreich sein. Wir hatten zwei dabei und haben diese auch genutzt. Wenn der Bionnassaygrat blank ist, dann braucht man zusätzlich auch mehr Eisschrauben. Wir hatten ein 50m Seil dabei. Ein etwas kürzeres hätte es vermutlich auch getan.

 

Langer Aufstieg zur Hütte

Um zur Conscrits Hütte aufzusteigen sind wir mit dem Auto nach Le Cugnon gefahren. Dort steht ein großer kostenloser Parkplatz der Hütte zur Verfügung. Das Auto kann man dort problemlos auch mehrere Tage stehen lassen. Der Weg zur Hütte ist interessanterweise auf dem ersten Schild mit 5 Stunden angegeben und auf einem Schild ein paar Meter weiter mit 6 Stunden. Für uns war es zum Glück in gut unter 5 Stunden möglich. Der Weg teilt sich dabei in zwei Teile. Im ersten Teil geht man zur Refuge de Tre la Tete. Man startet ganz gemütlich in einem Wald und steigt dort langsam hoch. Da es an unserem Tag des Aufstiegs echt warm war, war es gut, dass wir erstmal im Schatten laufen konnten. Der Weg ist wenig kompliziert und gut beschildert. Nach dem Waldstück geht es auf offenem Berg weiter zur ersten Hütte. Diese ist bewirtschaftet und nach einer kurzen Trinkpause ging es für Max und mich weiter nach oben.

 

Das Schöne an dem Weg ist, dass man genau erkennen kann, wie die Natur sich mit der Höhe verändert und das sollten wir auch an den kommenden Tagen bis zu einer Höhe von 4810m sehen können. Im zweiten Teil zur Hütte wird der Weg technisch anspruchsvoller und steiler. Von der Hütte weg geht es erstmal nur hoch. Man macht hier schnell die Höhenmeter in kurzer Zeit. Dann bleibt der Weg lange Zeit auf fast der gleichen Höhe. Man hat auch einen Blick auf den Gletscher. Dieser ist erschreckend abgeschmolzen und voller Steine.

 

Über die Brücke nach oben

Highlight des Weges ist definitiv die 60m lange Hängebrücke. Ohne diese würde man wohl kaum noch zur Hütte kommen. Vor allem die Hitze hat den Weg ewig und anstrengend wirken lassen. Ich war echt froh als wir die Hütte nach einem letzten Anstieg sehen konnten. Als wir dort angekommen waren, haben wir unsere Sachen verstaut und uns bei einem Getränk die Hütte angeschaut.

 

Die Hütte ist modern, jedoch gibt es keine Möglichkeiten seine elektronischen Geräte aufzuladen. Trinkwasser kann man sich aber kostenlos und jederzeit abfüllen. Der Handyempfang war stark schwankend. Die Zimmer gemütlich und das Essen gut. Am Abendessen saßen wir mit allen anderen Traversee Royale Bergsteigern zusammen. So konnte man sich schon mal besser kennen lernen.

 

Neuer Tag – neue Tour

Für den ersten richtigen Tourentag der Traversee Royale stand die Überschreitung des Domes de Miage (3673m) auf dem Programm.

 

Anforderungen Domes du Miage (Überschreitung):

  • Schwierigkeit PD
  • Firn bis 40°
  • Felsklettern bis 3a
  • Material: Gletscherausrüstung
  • Aufstieg: 4 Stunden; 1000Hm hoch
  • Abstieg Refuge Durier: 3 Stunden; 350Hm runter 50Hm hoch

 

Die Tour dauert an sich nur 7 Stunden, weshalb ein zu früher Start nicht notwendig ist. Wir haben um 4 Uhr gefrühstückt und haben um kurz vor 5 Uhr die Hütte verlassen. Wie ihr seht, hatten wir es nicht eilig. Bei zeitkritischen Touren sollte man sich natürlich nicht so viel Zeit beim Aufbruch lassen.

 

Von der Hütte steigt man am Anfang den Steinmänner folgend immer weiter über Geröll und Schneehänge hoch. Hier muss man vor allem aufpassen, dass man nicht den anderen hinterherläuft, die zurück zur Conscrits Hütte gehen. Diese machen die Überschreitung aus der anderen Richtung. Die Wegfindung war aber kein Problem. Irgendwann wechselt man hinein in den Schnee. Dieser war hart gefroren und mit Steigeisen wirklich super zu gehen. Nach einem letzten steileren Anstieg im Schnee wechselt man wieder in den Felsen und überschreitet den ersten Gipfel.

 

Über den ersten Grat der Tour

Die Wegfindung im Felsen war super einfach. Nervig war vor allem, dass das Gestein wieder lose war und man extrem aufpassen musste, da einige unterwegs waren. Gegen Ende des Aufstieges im Fels wurde die Qualität auch besser. Nach dem Aufstieg ging es auch schon wieder runter im Felsen und wir hatten zum ersten Mal den Blick auf den eigentlichen Anstieg. Dieser sah doch länger und steiler aus als erwartet. Die Spur im Schnee konnte man gut sehen. Der Abstieg durch den Felsen war technisch nicht schwer. Abseilen und Abklettern musste man nicht. Nur hinabsteigen. Unten angekommen haben wir am Ende des Felsparts die Steigeisen wieder angezogen für den finalen Aufstieg zum Gipfel.

 

Der Aufstieg war wenig spektakulär. Die Spur war gut und so haben wir uns immer weiter nach oben gearbeitet. Hier macht man doch nochmal deutlich Höhenmeter und dass man das Ziel schon sieht, war hier schon ein wenig nervig. Oben angekommen wurde man mit einer tollen Aussicht auf die Berge des nächsten Tages belohnt.

 

Domes du Miage – Auf und Ab

Ich bin beim Aufstieg vorgelaufen und habe oben am Gipfel anschließend auf Max gewartet. In der Sonne bei kaum Wind konnte man es auch gut aushalten. Nach einer kurzen Pause mit Max am Gipfel ging es dann weiter. Hier ging es am Grat immer wieder auf und ab. Eine gute Übung für den Bionnassy Grat. Der belohnt wurden wir mit dem Blick auf die komplette Traversee Royale. Einfach unbeschreiblich schön die Bergwelt, welche man hier sehen kann.

 

Am Grat sind wir ungesichert und jeder für sich gelaufen. Nach einem kurzen Abstieg sind wir auf die Spur der anderen gestoßen. Hier hätten wir theoretisch wieder zurück zur Hütte können. Für uns ging es aber erst über einen schmalen Schneegrat und anschließend im Felsen weiter zur Durierhütte. Hier konnten wir nach der ersten Kletterei im Fels wieder die Steigeisen ausziehen. Die Schwierigkeit lag hier im 2ten Grat.

 

Abstieg und Ende der ersten Tour

Am höchsten Punkt angekommen konnten wir die Hütte sehen. Sehr klein und doch noch weiter weg als erwartet. Der Weg runter hat auch viel länger gedauert als man das von oben einschätzen würde. Die Wegfindung war kein Problem. Man konnte alles hinuntergehen oder abklettern. An einer Stelle durften wir dann doch nochmal unser Seil nutzen und haben uns 20 Meter abgeseilt, nachdem wir 30 Minuten am Abseiler warten mussten. Was die 2er Seilschaft davor da gemacht hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Die letzten Meter im Schnee zur Hütte waren dann ein angenehmer Abschluss und nach etwas mehr als 7 Stunden waren wir an der super kleinen Durierhütte.

 

Übernachtung in der sehr kleinen Hütte

Die Hütte hat offiziell 12 Schlafplätze. Bei uns war sie mit 20 Leuten maximal belegt. Auch das ging. Viel Platz hat man darin nicht, sodass wir unser Material draußen lassen mussten. Wenn man Platzangst hat, dann ist eine Nacht dort sehr unangenehm. Zur Überraschung konnte man seine elektronischen Geräte dort laden. Der Internetempfang war mal wieder sehr schwankend.

Die Hüttenwirtin hatte alles sehr gut im Griff. Sie selbst schläft mit den Bergsteigern in einem Raum, mehr gibt es nämlich nicht. Aufgrund der vielen Leute gab es Abendessen und Frühstück zu zwei Zeiten. Wir waren zum Glück jeweils bei der ersten dabei. Das Essen war lecker, besonders wenn man die Möglichkeiten der Hütte bedenkt. Das Klo war wirklich ein richtiges Plumpsklos und es so oft es geht zu vermeiden ist sicher die beste Taktik.

Nach dem Abendessen ging es für uns in Bett, denn am nächsten Tag stand ein langer Tourentag bevor. Der zweite Teil der Traversee Royale und das Fazit zur Tour kommt nächste Woche online. Ich hoffe dir hat der Einblick gefallen. Bis dann,

 

Jonathan

 

*Affliate Link

2 Comments

  • Simone
    Posted 14/09/2021

    Hallo Jonathan, ich habe eure Tour mit Begeisterung gelesen.
    Viele Grüße Simone
    Ich folge dir auch auf instagram

    • IMG 4656 - Traversee Royale – Domes de Miage
      Jonathan
      Posted 15/09/2021

      Vielen Dank 🙂 war eine tolle Tour. Nächste Woche kommt das eigentliche Highlight.

Leave a comment