Nach meiner Wanderung oberhalb des Brienzer Sees habe ich noch weitere Möglichkeiten für meine unterbrochene Tourenwoche gesucht. Wie du schon am Titel erkennen kannst, habe ich eine Alternative gefunden – den Eiger. Schon letztes Jahr wollte ich auf den Eiger, aber das Wetter hat nicht gepasst. Also habe ich dieses Jahr den zweiten Versuch genutzt.

 

Spontane Buchung

Wie kam es aber zu der Entscheidung. Wenn man im Berner Oberland unterwegs ist und noch ein paar Tage Zeit und das Können hat, dann will man auch auf den Eiger. Also habe ich bei Grindelwald Sports angerufen und tatsächlich hatten sie noch für Mittwoch/Donnerstag Zeit und so habe ich spontan die Tour gebucht. Parken kann man unten an der Bahnstation und auf dem hinteren Parkplatz ist dies auch umsonst.

 

Tourenbericht Eiger – exklusive Einblick in die Tour auf YouTube

Anforderungen Eiger

Luft, luftiger, Mittellegi

Nach der Buchung war klar: Es geht den Mittellegigrat hoch. Die Tour kann man in zwei Teile teilen. Aufstieg auf die Hütte und die eigentliche Tour. So habe ich mich mit dem Bergführer Mano am Mittwoch in der Bahn getroffen und gemeinsam sind wir zur Station Eismeer mit der Jungfraubahn gefahren. Während die Fahrt für alle anderen Gäste nach einem kurzen Aufenthalt und Bilder vom Gletscher weiter ging, haben wir unsere Ausrüstung vorbereitet und haben den Aufstieg zur Hütte gestartet.

 

Auf zur Hütte

Aus der Bahnstation kommt man über einen Tunnel, der bei uns über kein Licht verfügt hinunter zum Gletscher. Um auf den Gletscher zu gelangen musste man durch ein kleines Fenster durchkriechen. Das war auch jeden Fall mal ein Start der etwas besonderen Sorte. Anschließend sind wir in einer guten Spur über den Gletscher gelaufen, um anschließend über den Felsen zur Hütte zu kommen. Ich muss zugeben, die erste Kletterstelle zur Hütte war richtig hart und auch die größte Schwierigkeit bei der Tour. Die Griffe und Tritte bei der ersten Linie waren echt klein und mit Mühe ging es hoch. Der restliche Weg stellte kein großes Problem dar und die Hütte war schon von weitem zu sehen. Wirklich beeindruckend wie die Hütte auf dem schmalen Grat thront. Letztes Jahr wurde sie erneuert und ist zu einer super schönen kleinen Hütte geworden. Hell, freundlich und einfach – so stell ich mir eine Hütte heutzutage vor.

 

An der Hütte angekommen konnte man zum ersten Mal den Grat von nahem begutachten und genießen. Ein einmaliger Anblick der einem geboten wird, auch mit Blick auf die Schlüsselstellen. Am Tag zuvor sind die ersten oben gewesen und die Bedingungen waren optimal. Nach einem guten Abendessen wurde unsere Frühstückszeit festgelegt. Drei Zeiten gab es, um das Warten am Grat zu entzerren. Wir waren bei der zweiten Zeit um 4Uhr. Noch kurz einen Blick auf den Grat und dann ging es auch schon ins Bett.

 

Die Tour beginnt

Der Wecker klingelt pünktlich um 3:50. Sachen anziehen, Rucksack schnappen und raus aus dem Zimmer und ab zum Frühstück. Fast wie vor jeder Tour esse ich auch vor dem Eiger nichts, sondern trinke nur meinen Tee. Dann um 4:20 Ausrüstung anziehen und pünktlich um 4:30 sind wir angeseilt, aber ohne Steigeisen gestartet. Die ersten Meter geht es mit der Stirnlampe los. Die ersten Meter sind immer wieder gut, um reinzukommen. Das schöne beim Eiger ist, dass gleich am Anfang der Grat losgeht und man gleich abliefern darf. Nach den ersten Klettereien habe ich mich auch an den Fels gewohnt. Die Stimmung ist ruhig und jeder freut sich auf den Tag. Dann wird es so langsam hell und so beginnt immer der schöne Teil der Tour. Nach ein paar Kletterstellen, die auch mit Seilen erweitertet sind, kommen wir zu einer Abseilstelle. Hier mussten wir dann warten, da wir die ersten eingeholt haben. Die Zeit wurde für ein paar Sonnenaufgangsbilder und zum Anziehen der Steigeisen genutzt. Nach dem Abseilen kommt eine der Schlüsselstellen – das große Fixseil. Ein ewig langes Tau, ähnlich wie im Sportunterricht führt nach oben und hier stauen sich dann auch die Bergsteiger.

 

Fixseile – der Weg nach oben

Nach der Abseilstelle sind wir gut vorangekommen. Der Part mit dem langen Fixseil war für mich ein Genuss. Man sollte darauf achten, sauber zu treten und das Seil nur zum Balancieren zu nutzten, sodass die Arme nicht schnell schlapp machen. Wenn man auch Eisklettern geht, weiß man genau wie man zu treten hat und so kann man sich in dem Teil sehr schnell bewegen. Wir sind am laufenden Seil gegangen, sobald es aus war bin ich Mano gefolgt und dieser hat das Seil immer wieder in Zwischensicherungen eingehangen. So konnten wir alle Seilschaften überholen, bis vor uns frei war. Das macht die Tour immer ein wenig angenehmer.

 

Danach folgt noch ein wenig leichterer Kletterei und anschließend geht es über einen messerscharfen Grat nach oben. Für mich das absolute Highlight. Mittlerweile liebe ich so schmale Grate. Wenn es links und rechts runter geht ist es immer besonders und man ist konzentriert wie selten im Alltag. Oben auf dem Gipfel angekommen, konnten wir die grandiose Aussicht auf alle Berge im Berner Oberland genießen und wurden für die Mühen im Aufstieg belohnt.

 

Der etwas andere Abstieg

Am Gipfel haben wir uns dann entschieden einen etwas anderen Abstieg zu wählen. So sind wir nicht Richtung Jungfraujoch, sondern die Westflanke herab abgestiegen. Ein für mich sehr spannender Weg. Zudem waren wir komplett allein. Über eine Eisflanke und viel Fels sind wir immer weiter runtergekommen. Teilweise haben wir uns auch abgeseilt, bis wir zum Magic Mushroom kamen. Dort waren wir auch endlich wieder in der Sonne. Auf der Schattenseite ist es doch auch frisch geworden. Der Magic Mushroom ist eine Felssäule, die frei vor der Nordwand steht. Über ein Stahlseil kommt man hinüber und dort haben wir unser zweites, mein erstes, Frühstück gemacht und die Aussicht genossen. Den restlichen Weg geht es über mehr oder weniger leichte alpine Wanderwege hinunter zur Bahn. Von dort ging es zur kleinen Scheidegg, wo wir die Tour bei etwas zu trinken ausklingen ließen.

 

Eiger – eine wahre Schönheit

Die Tour auf den Eiger war einfach perfekt. Tolle Bedingungen, ein super Bergführer und bestes Wetter haben die Tour für mich zu einem Traum gemacht. Durch die Sicherheit des Bergführers konnte ich die Tour auch genießen und wieder viel mitnehmen. Die Tour ist für alle geeignet, die gut im dritten/vierten Grad klettern können und absolut schwindelfrei unterwegs sind. Ein Bergführer kann ich bei solchen Touren nur empfehlen, um das Erlebnis mehr genießen zu können. Für mich war es nach der Weisshornüberschreitung, die zweitschönste Tour bisher. Mehr Eindrücke bekommst du auch auf dem zusätzlichen Youtube Video. Ich wünsche dir viel Spaß beim Schauen. Eine schöne Woche und bis dann,

 

Jonathan

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