Heute will ich dir meine schönsten 4000er Hochtouren vorstellen. Da ich mittlerweile einige Touren gemacht habe und die Auswahl immer schwerer wird, habe ich mich entschlossen immer 3-4 Hochtouren pro Schwierigkeitslevel mit euch zu teilen. Da ich zum Großteil in der Schweiz unterwegs bin, werden heute auch nur Vorschläge aus dem Wallis und Berner Oberland kommen. Es sind die Klassiker in dem Gebiet. Bevor ich die Touren teile, will ich einmal beschreiben, was welche Schwierigkeit bedeutet.

Vorab möchte ich auch nochmal daraufhinweisen, dass 4000er Hochtouren immer ernst zu nehmen sind und eine solide Ausbildung (Kurse, geführte Touren, etc.) immer die Grundlage sein soll, egal bei welchem Level.

 

Hochtouren – Einteilung nach der französischen und SAC Hochtourenskala

Es gibt verschiedene Skalen im Hochtourenbereich. In Führern sieht man vor allem die französische und die Skala vom Schweizer Alpin Club (SAC)

 

Französische Skala

  • F (facile) steht für „leicht“
  • PD (peu difficile) steht für „wenig schwierig“
  • AD (assez difficile) steht für „ziemlich schwierig“
  • D (difficile) steht für „schwierig“
  • TD (trés difficile) steht für „sehr schwierig“
  • ED (extremement difficile) steht für „äußerst schwierig“
  • ABO (abominable difficile) steht für „extrem schwierig“

 

SAC Skala

  • L+ (leicht): einfaches Gehgelände (Geröll, einfacher Blockgrat), einfache Firnhänge, kaum Spalten
  • WS (wenig schwierig): meistens noch Gehgelände, erhöhte Trittsicherheit nötig, Kletterstellen übersichtlich und problemlos, in der Regel wenig steile Hänge, kurze steilere Passagen, wenig Spalten
  • ZS (ziemlich schwierig): wiederholte Sicherung notwendig, längere und exponierte Kletterstellen, steilere Hänge, gelegentlich Standplatzsicherung, viele Spalten, kleiner Bergschrund
  • S (schwierig): guter Routensinn und effiziente Seilhandhabung erforderlich, lange Kletterstellen erfordern meistens Standplatzsicherung, sehr steile Hänge, meistens Standplatzsicherung notwendig, viele Spalten, großer Bergschrund
  • SS (sehr schwierig): in den schwierigen Abschnitten durchgehende Standplatz- sicherung nötig, anhaltend anspruchsvolle Kletterei, anhaltendes Steilgelände
  • AS (außerordentlich schwierig): Wanddurchstiege, die großes Engagement erfordern, sehr steile und senkrechte Stellen erfordern Eiskletterei
  • EX (extrem schwierig): Extrem steile, teilweise überhängende Wanddurchstiege Eiskletterei extremer Richtung

 

Hochtouren für Anfänger 

Zu allen Touren gibt es einen ausführlichen Tourenbericht und teilweise Videos. Diese verlinke ich dir. Heute will ich hier nur kurz auf die Touren eingehen, was mir besonders gefallen hat und was nicht und worauf man achten sollte. Voraussetzung für die Touren ist ein abgeschlossener Hochtourenkurs.

 

Allalinhorn

Das Allalinhorn war mein erster 4000er im Wallis und damals der Auftakt für mich zur Spaghetti Runde. Das Schöne ist vor allem die Aussicht. Die ist vom Gipfel einmalig schön. Die Tour selbst ist kurz und durch die Bergbahn spart man einige Höhenmeter. Als Eingeh – 4000er Tour ist das Allalinhorn echt perfekt. Aufgrund der Einfachheit bist du wahrscheinlich am Berg nicht allein. Vorteil ist auch, dass es noch andere (schwerere) Wege auf das Allalinhorn gibt.

 

Breithorn 

Auch das Breithorn ist ähnlich wie das Allalinhorn ein Eingeh – 4000er und gehört zu jeder Spaghetti Runde dazu. Auch hier ist die Aussicht echt genial bei gutem Wetter. Von der Bergstation ist der Gipferl nicht sehr weit. Jedoch sollte man den Anstieg gerade als Anfänger nicht unterschätzen. Man kann durch solche Berge sehr gut lernen Höhenmeter einzuschätzen. Auch an diesem Berg wirst du nicht allein unterwegs sein. Die gesamte Überschreitung des Breitshorns ist eine schöne und längere Alternative für Fortgeschrittene und bietet ein weiteres Highlight am Berg.

 

Weismiess Überschreitung

Die Weismiessüberschreitung war der erste 4000er mit meinen Tourenpartnern aus Bremen. Allein das ist schon Highlight genug. Dazu bietet vor allem die Überschreitung verschiedene Elemente einer Hochtour. Zum einen gibt es Tourenteile über den Gletscher, Parts im Felsen mit einfacher Kletterei (Kraxeln) und einen kurzen Gipfelgrat, bevor es zum Abstieg über den Normalweg geht. Vorteil der Route ist, dass man durch die verschiedenen Elemente viel lernen kann und durch die Überschreitung verschiedene Wege geht. Den Berg erarbeitet man sich auch komplett aus dem Tal, da zur Allmagellerhütte kein Lift fährt.

 

Hochtouren für Fortgeschrittene

Hier bist du schon einige Touren eigenständig unterwegs gewesen. Klettern und das Sichern sollten kein Problem mehr darstellen.

 

Lagginhorn Südgrat

Im Jahr zuvor haben wir aus verschiedenen Gründen am Lagginhorn Normalweg umgedreht und wollten es deshalb über den Südgrat nochmal probieren, da wir mittlerweile viel mehr Erfahrung im Felsen hatten. So hatten wir eine schöne Kletterei über den Grat bis hin zum Gipfel. Wenn du besonders gern im Felsen und in Graten unterwegs bist, dann ist die Tour genau richtig für dich und bietet dir ein großartiges Highlight. Die Länge des Grates darf man aber keinesfalls unterschätzen.

 

Lyskamm Überschreitung

Wer lieber im Eis und Schnee unterwegs ist, komplett schwindelfrei und sich mit Steigeisen sehr gut bewegen kann, wird Freude am Lyskamm haben. Der 2,5 Kilometer lange Grat ist einfach gigantisch und ein Traum. Die Konzentration muss fast permanent hochgehalten werden. Man wird aber mit einem unglaublichen Ausblick belohnt. Die Ernsthaftigkeit der Tour darf man nicht unterschätzen und sie lässt sich gut mit anderen Bergen in dem Gebiet verbinden.

 

Finsteraarhorn

Das Finsteraarhorn ist der erste Berg im Berner Oberland in der Liste und darf eigentlich bei keinem fehlen. Allein schon für das gute Essen auf der Finsteraarhorn – Hütte. Die Tour zu der relativ abgelegenen Hütte ist lang und schön. Besonderes Highlight waren für mich der Frühstücksplatz und der Gipfelgrat im Felsen. Eine schöne Kraxellei hinauf. Oben wurde/wird man dann mit einem großartigen Blick belohnt.

 

Hochtouren für Profis

Du warst schon viel unterwegs und weißt genau, wie du dich in den Bergen verhalten musst. Lange Touren sind kein Problem und auch schwere Kletterstellen kannst du meistern.

 

Weisshornüberschreitung

Das Weisshorn ist aus meiner Sicht der schönste Berg im Wallis und aufgrund seiner Länge und Schwierigkeit nicht so überlaufen wie z.B. das Matterhorn. Die Tour ist lang. Wir sind damals über das Bishorn über den Nordgrat auf das Weisshorn aufgestiegen und über den Normalweg ins Tal abgestiegen. Insgesamt 15 Stunden waren wir unterwegs. Die Hochtour bietet alles was man braucht, um glücklich zu sein. Ein gigantischer Grat, Ausgesetztheit und tolle Kletterstellen. Es wird einem alles abverlangt. Ich war mit einem Bergführer unterwegs und konnte die Tour deshalb ein wenig mehr genießen, als wenn ich sie selbst durchgeführt hätte. Eine absolute Empfehlung für alle Ambitionierten unter Euch.

 

Matterhornüberschreitung

Das Matterhorn darf auf keiner Liste fehlen. Da ich selbst kein Fan davon bin eine Tour über den gleichen Hin- und Rückweg zu machen, habe ich hier auch die Überschreitung von Italien (Liongrat) in die Schweiz gemacht (Hörnligrat). Die Tour an sich war gigantisch. Ausgesetzt, schmal und voller spannender Stellen. Der Berg ist leider komplett überlaufen. Man kann die Tour nicht ganz so entspannt genießen. Außerhalb der Hüttensaison kann hier sonst eine Alternative sein.

 

Lenzspitzüberschreitung

Die Überschreitung der Lenzspitze wird aufgrund der Bilder auch ewig in meinem Kopf bleiben. Die Kletterei ist einfach gigantisch hoch auf die Lenzspitze und bietet mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen wirklich alles. Highlight ist vor allem der große Gendarme. Über ein letztes steiles Stück im Eis gelangt man zum Gipfel, bevor es über einen weiteren langen Grat zum Nadelhorn geht. Es ist Felsgenuss pur, der einen erwartet. Beim Abstieg über den Normalweg kann man anschließend nochmal den kompletten Grat von unten bewundern.

 

Eiger – Mittelleggigrat 

Der Berg, der dich nicht mehr loslässt und der Einzige in der Liste, der kein 4000er ist. War man aber einmal in Grindelwald und hat den Berg gesehen, so lässt er einen nicht mehr los. Allein der Aufstieg zur Hütte ist ein absolutes Highlight. Über den Gletscher und echt nicht zu unterschätzende Kletterstellen geht es am Anfang zur Hütte, die mitten auf dem Grat thront. Hier bekommt man den ersten Blick auf den Grat. Der Grat selbst ist steil und ausgesetzt und hat so viele verschiedenen Elemente. Es ist unglaublich. Wir sind als Highlight noch über die Westflanke abgestiegen, was die Tour noch cooler gemacht hat. Die Tour darf bei keinem fehlen und lässt das Bergsteigerherz höher schlagen.

 

Vielen Touren und großartige Erlebnisse

Egal welche Tour und welcher Schwierigkeitsgrat, die Touren waren immer ein Highlight und haben immer Spaß gemacht. Manche 4000er waren fordernd, mache entspannter, bei einigen gab es Momente der Angst, gefolgt von Glücksmomenten und der Belohnung der unglaublichen Aussicht. Das macht das Bergsteigen aus. Es ist für jeden etwas dabei. Was war deine schönste Hochtour? Ich freue mich von dir zu hören. Bis dann,

Jonathan

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