Zum Abschluss meiner Tourensaison stand für mich ein persönliches Highlight auf dem Programm – der Liskamm. Wenn der Liskamm dir noch nichts sagt, macht das nichts. Heute will ich dir die Tour vorstellen, meine Erfahrungen, die Voraussetzungen und eine Empfehlung abgeben, für wen die Tour geeignet ist.
Kein „menschenfressendes“ Monster
Die Beschreibungen, die man in Büchern und im Internet über den Liskamm findet, sind beeindruckend. Superlative wie Monsterberg werden gerne für die Beschreibung genutzt. Aber was macht diesen Berg so besonders?
Es ist sein wuchtiger Eindruck, der sofort auffällt, obwohl im Umfeld viele andere hohe 4000er stehen. Man kann die über 3-Kilometer langen eisgepanzerten Mauer sehen mit Eisbalkonen und Felspfeilern. Die Überschreitung ist ein Gang zwischen Himmel und Hölle, technisch nicht so anspruchsvoll, aber stets mental anspruchsvoll, da sie über Stunden volle Konzentration erfordert.
Zahlen Daten und Fakten zum Liskamm
Bevor ich mit meinen Erfahrungen starten will, möchte ich dir noch die reinen Zahlen zum Liskamm liefern.
Der Liskamm hat zwei Gipfel. Den Westgipfel mit 4479m und den Ostgipfel mit 4527m. Anforderungen bei der Tour sind: gehen im Firn bis 45° (ausgesetzte, teils überwechtete Firngrate), sowie Kletterstellen im zweiten und dritten Schwierigkeitsgrat. Eine Überschreitung des Kamms ist von beiden Seiten möglich. Die reine Überschreitung dauert ca. 4 Stunden. Gute Verhältnisse sind für die Tour das A und O.
Ein unvergesslicher Tanz auf Steigeisen
Der Startpunkt für unsere letzte Tour war die Rifugio Quintino Sella Hütte (3585m). Da wir (der Bergführer und ich) Anfang September unterwegs waren und es später hell wird, haben wir um 5 Uhr noch in der Hütte gemütlich gefrühstückt und sind bei besten Bedingungen gestartet. Lediglich der Wind war zu Beginn der Tour etwas störend und hat für kalte Temperaturen gesorgt. Von der Hütte geht es im ersten Teil der Tour hinauf auf das Felikjoch. Der Weg bis dorthin ist bis auf das letzte Stück technisch nicht schwierig. Lediglich kurz unterhalbs des Jochs weicht man auf einen schwachen Grat aus. Es ist ein kleiner Vorgeschmack für das , was noch kommen sollte.
Der erste Aufschwung zum Westgipfel geht über eine Firnflanke hoch. Die Steigung war circa. 45°. Zum Glück hat sich zu dem Zeitpunkt der Wind gelegt, jedoch waren wir noch auf der sonnenabgewandten Seite. Die Verhältnisse waren gut, sodass wir die steile Stelle, welche sich ein wenig länger gezogen hat, als ich es erwartet habe, gut gehen konnten. Dabei gab es einige Meter, welche man mit der Vertikalzackentechnik im Aufstieg benutzt und andere steile Stellen mit der Frontzalzackentechnik und Pickel.
Der Westgipfel
Die Belohnung für die anstrengende Stelle war der Westgipfel. Nun waren wir auch in der Sonne und konnten bei bestem Wetter die Aussicht genießen. Jetzt wurde zum ersten Mal der Teil zwischen den Gipfeln deutlich. Ein teilweise sehr schmaler Grat verbindet beide Gipfel. Nach ein paar Bildern ging es anschließend weiter.
Jetzt begann der Part, bei welchem jeder Schritt sitzen musste. Falls einer von uns fallen sollte, muss der andere sofort auf die andere Seite des Grates springen, ansonsten kann es schnell gefährlich werden. Aus diesem Grund solltest du bei der Tour schon Erfahrung mit Graten wie zum Beispiel dem Castor haben. Zwischen den beiden Gipfel kamen auch die Kletterstellen. Ich empfand sie nicht als besonders schwierig. Für geübte Kletterer stellen diese kein Problem dar. Die Verhältnisse am Grat waren super. Eine Spur war erkennbar, jedoch war kein Blankeis sichtbar und so hatten die Steigeisen den optimalen Halt. Die Breite der Spur wechselte immer wieder. Mal einen Fuß breit, mal breit genug, sodass andere überholen konnten.
Der Ostgipfel
Oben auf dem Ostgipfel angekommen, konnte man die ganze Schönheit des Grates sehen und andere Bergsteiger, welche unterwegs waren, beobachten.
Bei der Tour ist es mir nicht schwergefallen, meine Konzentration zu halten. Die Touren zuvor in dem Jahr waren dafür eine gute Vorbereitung. Ich kann dir für das Training der mentalen Stärke noch das folgende Buch empfehlen.
Mental stark am Berg: Wie wir unserer Psyche bergfit machen: Trainig, Technik, Theorie (Ausbildung)*
Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Gipfel sind wir anschließend abgestiegen. Der Abstieg an sich war nicht mehr so nervenaufreibend. Sobald wir den Grat verlassen hatten, hat man gemerkt, dass die Anspannung ein wenig abfiel und die Freude über das Gelingen der Tour setze ein.
Eine Tour für jeden?
Um die Frage gleich zu beantworten – auf keinen Fall. Die Tour ist für fortgeschrittene Bergsteiger gedacht, welche eine gute Tritttechnik haben, schwindelfrei sind und über Stunden die Konzentration hochhalten können. Ich bin die Tour mit einem Bergführer gegangen und das würde ich dir auch empfehlen. Für die Tour solltest du auf jeden Fall gute Bedingungen haben. Sind die Verhältnisse schlecht, dann ist es die einzig richtige Entscheidung, die Tour abzusagen.
Wie du in meiner Beschreibung gelesen hast, ist es eine Tour, die einen mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Für mich war es ein echtes Highlight. Die Tour sollte man jedoch nicht unterschätzen, da man permanent auf einem Grad läuft. Falls du noch nähere Infos haben möchtest, schreibe mir gerne oder lass einen Kommentar da.
Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche. Bis dann,
Jonathan
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4 Comments
ShawnaNicholls
In Hohen uberMetern aber war ich noch nie. Ich habe keine Ahnung, ob ich eine Mehrtageswanderung in durchweg alpinem Gelande mit schwerem Gepack durchhalte, oder ob meine Nerven blank liegen, wenn ich in Steigeisen einen schmalen Grat uberquere. Ich wei? nicht, wie es sich anfuhlt, wenn ein unkonzentrierter Schritt der letzte gewesen sein konnte.
Jonathan
Danke dir für deinen Kommentar. Das kann ein beklemmendes Gefühl sein, vor allem wenn man noch keine Erfahrungen gemacht hat. Beim Bergsteigen ist es wichtig sich langsam zu steigern. Dafür muss man die Grundlagen lernen. Den Liskamm hätte ich vor 2 Jahren auch noch nicht geschafft. Es ist einfach keine Anfängertour. Wenn du noch Fragen hast kannst du mir gerne schreiben.
LG Jonathan
Oli
Wow das sieht echt schön aus! Den Liskamm habe ich auch gesehen. Leider nur von unten aber immerhin 😀 Da muss ich auch mal drauf 🙂
Jonathan
Die Tour wird dir auf jeden Fall gefallen. Berichte, wenn du vor hast den Liskamm zu machen. Bei Frageb kannst du mir gerne schreiben.