Das Lagginhorn:  Der Berg, den Marcus und ich im Jahr zuvor abbrechen mussten. Gewissermaßen hatten wir noch ein Projekt dort abzuschließen. Aus diesem Grund haben wir den Berg wieder eingeplant. Anders wie im Jahr zuvor wollten wir nicht über den Normalweg hoch, sondern über den Südgrat. Die Unterschiede der Wege und den Vergleich zum vergangenen Jahr möchte ich ebenso wie Details zur Tour in diesem Bericht aufnehmen. Damit manche Vergleiche für dich verständlich werden, kannst du hier den Bericht vom letzten Jahr nochmal nachlesen.

 

Die ersten Meter abkürzen

Gerade sind wir noch vom Alphubel runtergekommen und schon war klar, ab ins Auto und weiter zur Seilbahn in Saas Grund. Dort kann man parken und das Auto länger stehen lassen. Natürlich gegen Gebühren. Da wir die Saas Karte hatten, konnten wir umsonst die Seilbahn nutzen und sind bis zur Hütte gefahren. Die Hütte bzw. das Restaurant wird privat betrieben und gehört nicht zum SAC. Auf der Terrasse haben wir einen Alpstrudel genießen können und haben die letzten Bergsteiger am Weissmies beobachtet. Nach einem sehr guten Abendessen ging es früh ins Bett. Starten wollten wir um 4:30, sodass wir am Grat gegen 6 Uhr sind. So waren wir sicher, dass wir im hellen klettern werden.

 

Anforderungen:

  • Höhe 4010m
  • Schwierigkeit: AD; Fels bis 3+
  • Material Felsausrüstung
  • Ausgangspunkt: Station Hohsaas 3101m
  • Dauer:
    • Zugang ab Hohsaas 1 Std. 400Hm hoch
    • Südgrat: 4 Stunden 520Hm hoch
    • Abstieg: 2 ½ Stunden 1280Hm runter

 

Auf zu einem wunderschönen Grat – Lagginhorn Südgrat

Nach einem kurzen Frühstück ging es los Richtung Lagginhorn. Diese Mal hatte ich tatsächlich auch was gefrühstückt. Beim Start habe ich aber schon gemerkt, dass ich nicht mehr ganz so fit war, wie die Touren davor. Erst über den Felsen und anschließend über Schnee ging es zum Lagginjoch, dem Start des Felsgrates. Der Weg am Anfang war deutlich durch Steinmänner markiert und die Wegfindung an sich kein Problem. Trotzdem freue ich mich auch jedes Mal, wenn es hell wird und man die Lampe ausschalten kann. Pünktlich als es hell wurde waren wir am Lagginjoch. Über ein Fixseil konnte man relativ einfach ins Joch steigen und mit der eigentlichen Kletterei starten.

 

Jetzt beginnt der Spaß

Wie auch an den Touren zuvor hatten wir ein Seil dabei und wollten es nutzen, sobald wir uns in irgendeiner Weise unsicher fühlen und man vernünftig sichern kann, um uns nicht gegenseitig zu gefährden. Ich rate euch das Thema sichern immer schon vorher abzuklären und nicht an einem Grat mit der Diskussion zu beginnen.

 

Die ersten Meter am Grat waren durch leichte Kraxelei geprägt. Mit jedem Schritt fühle ich mich in einem Grat auch besser, da man sich an den Felsen gewöhnt. Der Grat hat mehrere Highlights. Bis zum ersten Aufschwung sind wir gut vorangekommen und wenn man nicht direkt oben am Grat war, wo es ein wenig gezogen hat, war es auch angenehm warm. Vor allem auf der Sonnenseite. Zudem ist die Morgenstimmung in den Bergen immer besonders. Das sollte aus meiner Sicht jeder Mal erleben. Die Wegfindung war im ersten Teil auch eindeutig. Der Grat gibt die Tour vor. Mal ist man links oder rechts vom eigentlich Grat. Ab und zu auch genau darauf. Die Kletterei habe ich als sehr angenehm wahr genommen.

 

Dreimal haben wir insgesamt am Grat unser Seil genutzt. Das erste Mal war es beim Überklettern   eines kleinen Felsens. Bei der Kletterstelle gab es einen Riss und dort hat sich die Sicherung mit dem Seil schon besser angefühlt, vor allem, weil wir nicht wussten, wie es danach weiterging. Aus technischer Sicht wäre es nicht nötig gewesen. Manchmal fühlt es sich aber besser an. Das zweite Mal war bei einer kleinen Überschreitung. Hier ging es genau auf dem Gart entlang und von Türmchen zu Türmchen und am Ende hat man sich abseilen müssen. Das gute war, dass an den Türmchen Schlingen waren, sodass man gut sichern und sich auch abseilen konnte. Das letzte Mal war wieder eine Abseilstelle. Nachdem man wieder auf ein kleines Türmchen geklettert ist, muss man sich einige Meter abseilen um hoch auf den Gipfelgrat zu gelangen.

 

Bei allen drei Stellen sollte man auf ein gutes Seilmanagement achten. Hier haben wir uns ein wenig verheddert. Dies hat unnötig Zeit gekostet. Das haben wir nicht gut gelöst. Sonst ist das Gelände oft im zweiten Schwierigkeitsgrat, jedoch ist es an ein paar Stellen ziemlich ausgesetzt, das auch eine mentale Beanspruchung werden kann, wenn man es nicht gewohnt ist. Die Kletterstellen im dritten Grat sind auch alle gut machbar. Generell waren auch hier viel lose Felsen. Achtet beim Treten und Greifen darauf, dass der Tritt/Griff hält.

 

Über den Gipfelgrat ging es zum Gipfel. Somit hatten wir diesen Gipfel endlich geschafft. Die Bedingungen an dem Tag waren super. Es war kein Schnee auf dem Grat.

 

Rückweg über den Normalweg

Runter ging es für uns über den Normalweg vom Lagginhorn. Im oberen Teil waren Steigeisen noch notwendig. Teilweise ging es über Blankeis, aber in der Summe nichts Unangenehmes. Diese Mal war im Vergleich zum letzten Mal auf dem Normalweg viel weniger Schnee als auf dem Felsen, sodass der untere Part komplett trocken war. Das war schon ein wenig ungewohnt, zeigt aber den Unterschied zwischen Touren am Anfang der Saison und Mitte der Saison.

Über den Gletscher ging es zur Weissmieshütte.

 

Lagginhorn – welchen Weg soll ich gehen?

Der schönere Weg ist der Klettergrat. Jedoch ist der Weg hier permanent ausgesetzt und bei schlechten Bedingungen solltest du es definitiv lassen. 4 Stunden haben wir für den Grat an sich gebraucht und er hat uns zum Schluss auch aufgrund der Länge gut gefordert. Aber genau das macht die Tour aus. Der Normalweg hingegen ist deutlich einfacher, aber aus meiner Sicht nicht so spannend. Je nachdem in welcher Erfahrungsstufe du gerade bist, bietet sich einer der Wege an. So kann jeder seine Herausforderung am Lagginhorn finden. Ich hoffe dir hat der Bericht gefallen. Eine schöne Woche. Bis dann,

 

Jonathan

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