Heute will ich mit dir einen ganz persönlichen Blogartikel teilen. Ich habe mir, bevor ich mit dem Bergsteigen angefangen habe, immer die Bilder auf dem Gipfel und die Glücksmomente vorgestellt. Was ich mir jedoch nicht vorstellen konnte waren die tatsächlichen Gedanken während der Tour und was sie aus einem machen. Heute will ich dich in meine Gedankenwelt von unterschiedlichen Touren mitnehmen. Ich will dir einen besseren Eindruck vermitteln, wie ich mich immer auf Tour fühle. Gerne kannst du einen Kommentar unter dem Artikel lassen und deine Gedanken mit uns teilen. Wenn dir das zu öffentlich ist kannst du mir auch gerne eine persönliche Nachricht zukommen lassen.

 

Wie fühlt man sich eigentlich auf einer Hochtour

Damit du besser verstehen kannst wie unterschiedlich die Gedankenwelt sein kann nehme ich dich auf folgende Szenarien, die ich selbst erlebt habe, mit

  • Gletscherwanderungen
  • Gefährliche Passagen
  • Unfälle
  • Gipfelglück

 

Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht. Bei mir ist das jedoch so, dass ich mir auf meiner Arbeit Gedanken um die Dinge mache, die für mich in der aktuellen Situation ein großes Problem darstellen. Sobald ich in den Bergen unterwegs bin und gerade bei Gletscherwanderungen ändert sich das. Man läuft manchmal stundenlang am Seil mit seinen Seilschaft, ist aber so viele Meter auseinander, dass ein Gespräch nicht möglich ist. Bei mir gibt es dann Momente, in denen mein Gehirn alle möglichen Gedanken aus meinem normalen Alltag abspielt.

 

Ich merke dann immer, wie unnötig die Sorgen sind, denn in dem Moment, in dem ich mich aktuell befinde, gibt es wichtigere Dinge. Trete ich sauber, besteht die Gefahr von Gletscherspalten, bin ich fit genug, warum mache ich das hier? Ich merke immer, wenn ich in meinen Gedanken zu stark abdrifte, passieren Fehler. Oftmals nur Kleinigkeiten, wie ein unsauberer Tritt, aber auch das kann ungemeine Folgen haben. Ich versuche mich dann immer auf den nächsten Schritt zu konzentrieren und meine alltäglichen Gedanken einfach vorbei gehen zu lassen. Es ist eine Art meditativen Zustand.

 

Bei gefährlichen Passagen kommen mir schon manchmal die Gedanken, was ist, wenn ich jetzt nicht sauber trete oder ausrutsche. Die Gedanken sind natürlich überhaupt nicht vorteilhaft, besonders nicht in schwierigen Kletterpassagen und in spaltengefährdenden Bereichen oder auf schmalen Graten. Hier ist es wichtig, dass man vertrauen in sich selbst und sein Können hat. Aus diesem Grund ist es wichtig, so oft wie möglich zu trainieren. Zudem ist ein Training der Psyche in solchen Situationen entscheiden. Wie du deine Psyche trainierst erfährst du hier.

 

Gedanken bei Unfällen

Ich habe auf meine Touren schon einige Unfälle erlebt. Bisher ist mir zum Glück noch nichts passiert. Bisher habe ich gesehen, wie Leute verschüttet worden sind durch eine Lawine. Meine Gedanken waren im ersten Moment wie stillgelegt und danach die Hoffnung, dass den Leuten nichts weiter passiert. Bei meiner letzten Tour ist ein Teilnehmer während der Tour höhenkrank geworden. Er konnte sich kaum noch verständigen, war orientierungslos und hat Blut gehustet. Das war ziemlich erschreckend. Ich dachte solche Bilder treten erst ab 7000 Meter auf, aber da hab ich mich getäuscht.

 

Die einzigen Gedanken, die ich in der Situation hatte, waren ihn schnell wieder tiefer  und  anschließend mit dem Helikopter ins Krankenhaus zu bringen. Wir mussten ihn an einem Seil  führen, da er von selbst nicht mehr die Spur halten konnte. Ich war echt erleichtert als er und wir wieder auf der Hütte waren. Das Ganze hat nochmal gezeigt, wie schnell es in den Bergen gehen kann und dass es einen immer treffen kann, egal ob der eigenen Körper versagt oder die  Natur. Aus diesem Grund ist es entscheidend bestmöglich vorbereitet zu sein, um das Risiko zu senken.

 

Gipfelglück – das beste Gefühl

Nach der eher negativen Gedankenwelt kommt es zu dem Moment, der für jeden Bergsteiger immer besonders ist und sein wird – die Gipfelbesteigung. Je näher ich dem Gipfel komme, umso größer wird meine Vorfreude. Die ganze Arbeit macht man eigentlich für den Moment und den solltest du dann auch genießen. Die Aussicht, die Natur und das Beglückwünschen der anderen Seilpartner trägt zu einem Glücksgefühl bei, welches ich nicht beschreiben kann. Was man in diesen Momenten aufnimmt ist besonders und dieses Gefühl will ich nicht mehr missen. Man belohnt sich selbst und ist verdammt stolz auf seine Leistung und ich bin nie so sorgenlos wie in diesem Moment. Wenn ich auf einem Gipfel stehe, ist für mich alles perfekt.

Ich hoffe, ich konnte dir heute mal einen kleinen Einblick in meine Gefühlswelt näher bringen. Wie ist es bei dir? Wie sehen deine Gedanken aus? Ich freue mich, wenn du deine Erlebnisse mit mir teilst und wünsche dir einen schönen Start in die Woche.

Grüße,

Jonathan

 

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