Letzte Woche war ich wieder bei einem Eiskletterkurs. In den 3 Tagen in Österreich hat sich alles um das Eisklettern gedreht. Heute möchte ich mit dir teilen warum ich den Kurs besucht habe, was man dort lernt und ob etwas anders ist im Vergleich zu meinem ersten Kurs. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.

Warum habe ich den Eiskletterkurs noch einmal gemacht?

2018 habe ich zum ersten Mal einen Kurs zum Eisklettern besucht. Hintergrund war der, dass ich kein Ski fahren kann und für den Winter eine weitere Bergsportart suchen wollte, ohne dass ich ganz viel Neues lernen wollte. Aus diesem Grund habe ich mit dem Eisklettern angefangen. 2019 hatte ich keinen Partner gefunden, der mit mir Eisklettern gehen wollte und dieses Jahr wollte mein Kletterpartner aus Bremen ebenso einen Kurs machen. Ich wollte mich nochmal vorbereiten für meine Tour am Alpamayo und so kam eins zum anderen und wir haben uns entschlossen, den Kurs zusammen zu besuchen.

 

Was lernt man in einem Eiskletterkurs?

In erste Linie zähle ich dir auf, was der Anbieter „Alpinewelten“ uns für den Kurs verspricht, um zu schauen, ob das Versprochene auch beigebracht wurde.

Die Themen werden ebenso abends in lockeren Unterrichtseinheiten vermittelt.

  • Materialkunde und Empfehlungen
  • Erste Schritte mit Steigeisen und Eisgeräten
  • Schlagtechnik und Tritttechnik
  • Einrichten von Topropeständen
  • Topropesicherung und Eisklettern im Nachstieg
  • Setzen von Eisschrauben
  • Abseilmethoden, Abseilstände
  • Abalakov Eissanduhr
  • Vorstieg an leichten Wasserfällen
  • Lawinenkunde für Eiskletterer

 

War es beim zweiten Mal anders?

Zunächst einmal das Offensichtliche – der Eiswasserfall. Dieses Jahr war der Wasserfall noch nicht sonderlich gut durchgefroren. Die rechte Seite war zum Eisklettern nicht nutzbar. 2018 haben wir dort richtig klettern können. Unten siehst du einen Vergleich zwischen den Wasserfällen.

Eiskletterkurs Vergleich Wasserfälle 1 1024x680 - Mein Eiskletterkurs
Links: Der Gasthauswasserfall um Sellraintal 2020. Rechts: Der Gasthauswasserfall um Sellraintal 2018

Weg von den augenscheinlichen Dingen. Da es für mich das zweite Mal war, wusste ich bereits wie man sich beim Eisklettern fühlt. Das war einer der größten Vorteile. Beim ersten Mal habe ich mich gefragt, halten die Steigeisen, kommt Eis von oben runter, habe ich die Eisgeräte richtig gesetzt usw. Dieses Mal habe ich mich gleich sicherer im Eis gefühlt, vor allem nach der ersten Route. Die Sicherheit musste ich mir aber an jedem Tag wieder neu holen, so haben sich meistens die ersten Routen komisch angefühlt und es hat immer etwas gedauert, bis ich in den Tritt gekommen bin.

 

Tag 1 – Start ins Eis

Los ging der Eiskletterkurs um 9 Uhr. Sebastian, unser Bergführer, gab das Leihmaterial aus und nach einem kurzen Materialcheck ging es auch schon los zum Wasserfall. Währenddessen wurde auf die Gefahren beim Eisklettern eingegangen. Zu diesen zählen:

  • Lawinen (Checke dazu die Lawinengefahr vor deinen Touren)
  • Eisschlag (Helm ist Pflicht)
  • Temperaturverläufe (Wärme)

Am Wasserfall angekommen,wurden uns die Grundlagen der Steigeisentechnik (Raupentechnik und Dreieckstechnik) und die Grundlagen der Schlagtechnik vermittelt. Diese haben wir anschließend geübt, während Sebastian die Topropestände eingerichtet hat. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Klettern im Eis. Dabei wurde der Fokus auf eine saubere Technik gelegt. Am Abend des ersten Tages gab es noch eine kurze Theorieeinheit zum Thema Material. Dazu wird mehr in einem meiner nächsten Artikel kommen, in dem ich dir meine Hochtouren und Eiskletterausrüstung vorstellen werde.

 

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Tag 2 – Standplatzbau und Vorstiegssimulation

Zweiter Tag – neue Inhalte. Es ging um den Standplatzbau. Der Aufbau wurde uns gezeigt und anschließend durften wir selbst Stände bauen. Wichtig hierbei ist es, sich das gleich richtig anzueignen und oft zu wiederholen, sodass man es in der Realität schnell nachbauen kann. In diesem Zuge haben wir auch den Bau einer Eissanduhr mit anschließendem Abseilen gelernt. Der ganze Bau dauert doch länger, als ich vorher erwartet hätte und man muss viele Dinge können und einiges an Material dabei haben. Aus diesem Grund werde ich dir einen Artikel über Standplatzbau am Fels und im Eis vorstellen und welches Material dafür benötigt wird.

Neben dem Bau von Standplätzen ging es auch wieder ans Klettern. Dieses Mal schon mit dem Fokus auf das Vorsteigen. Als Übung sind wird im Toprope geklettert und durften mehrere Eisschrauben beim Klettern setzen. Die Übung war hilfreich und lehrreich, da das Setzen der Eisschrauben mit einer Hand schon etwas komplizierter ist. Bei mir vor allem links. Die Koordination war am Anfang echt ungewohnt. Ein großes Learning war für mich das Sortieren der Eisschrauben am Gurt, sodass man diese mit einer Hand gut abnehmen konnte.

Am Abend gab es eine Theorieeinheit über die Bewertung von Eiswasserfällen und die Planung von Touren. Da sich aus den Grundlagen viele neue Themen ergeben, werden hierzu weitere Artikel folgen.

 

Tag 3 – Ab in den Vorstieg?

Dritter und letzter Tag. Hier haben wir nochmal alle Inhalte wiederholt und dann ging es für mich auch zum ersten Mal in den Vorstieg. Das war dann doch wieder ein komplett anderes Gefühl, vergleichbar mit dem, was man beim ersten Vorsteigen am Fels verspürt. Man merkt eine große Ernsthaftigkeit und die Konzentration nimmt automatisch zu. Sebastian hatte bereits ein paar Eisschrauben für uns gesetzt, jedoch habe ich weitere 7 Eischrauben zusätzlich platziert. Für die Übung optimal und zum Beruhigen des Kopfes auch. Es war ein richtig cooles Gefühl und hat einfach Spaß gemacht.

 

Eisklettern das neue Lieblingshobby?

Der Eiskletterkurs hat mir beim zweiten Mal viel mehr Spaß gemacht. Das lag unter anderem daran, dass wir eine großartige Gruppe hatten, einen tollen Bergführer, die Kursinhalte wurde mehr als erfüllt und ich schon eine gewisse Grundlage und mehr Erfahrung mitgebracht habe. Zudem habe ich den Kurs auch als Vorbereitung für meine Expedition mit einem ganz anderen Ziel verfolgt als damals. Beim Eisklettern, wie du siehst, gibt es viel zu beachten, worauf ich die nächsten Wochen eingehen werde. Meine Empfehlung für dich ist, wenn du damit starten möchtest, besuch einen Kurs so wie wir es gemacht haben und schau, ob es etwas für dich ist.

Ich hoffe ich konnte dir einen kleinen Eindruck vermitteln. Falls du noch Fragen zum Kurs hast, kannst du mir gerne schreiben. Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche. Bis dann,

Jonathan

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