„Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“ – Hans Kammerlander

 

Der Moment, wenn man nach ein paar Stunden Anstrengung auf dem Gipfel steht und realisiert, was man geleistet hat, ist unglaublich. Ich denke jeder Bergsteiger kann sich in diesem Moment hineinversetzen. Jedoch muss man immer im Hinterkopf haben, dass der Abstieg noch bevorsteht. Beim Abstieg muss man sich noch einmal voll konzentrieren. Man darf keinen Fehler machen. Wie im Zitat von Hans Kammerlander gehört einem der Gipfel erst, wenn man wieder unten im Tal ist. Darum soll es in meinem heutigen Artikel gehen: Um den Abstieg beim Bergsteigen.

IMG 3697 - Blick ins Tal – Absteigen beim Bergsteigen

 

Rauf geht es leicht – Hinunter ist es auf einmal anders

Beim Absteigen habe ich schon große Unterschiede zwischen einzelnen Bergsteigern gesehen. Der eine geht mit Händen in der Hosentasche hinunter, während der andere fast auf seinem Hosenboden runterrutscht. Worin liegt also der Unterschied?

Folgende Faktoren sind ausschlaggebend:

  • Erfahrung
  • Übung
  • Körperliche Fitness
  • Kraft
  • Koordination
  • Ausrüstung und deren Einsatz

Das schöne ist, dass man an diesen Faktoren arbeiten kann. Bevor ich darauf eingehen werde, möchte ich nochmal einen Schritt zurück machen und mich zuerst mit der Frage beschäftigen, warum wir beim Abstieg unsicherer sind.

Aus meiner Sicht ist vor allem der Kopf daran schuld. Der Blick geht permanent Richtung Tal. Mir wird dort immer bewusst, wie tief es teilweise hinunter geht. Das lässt einen unsicher werden. Aus der Unsicherheit entstehen Fehler. Daraus folgt, dass man noch unsicherer wird. Es entsteht eine Spirale und es ist wichtig daraus herauszubrechen.

 

Die Hauptfaktoren für Unsicherheit beim Absteigen

Mein größter Hauptfehler beim Absteigen war am Anfang, dass ich zu stark in der Rückenlage war. Dadurch war mein Körperschwerpunkt nicht mehr senkrecht über den Trittflächen. Ich habe mir dadurch selbst meine Füße weggeschoben. Vielleicht kennst du das auch aus eigener Erfahrung.

Ziel ist es also, in den meisten Fällen den Körper aufrecht zu halten und sein Gewicht senkrecht auf die Füße zu bringen. Ich war zudem immer extrem angespannt beim Hinuntergehen. Eine gewisse Lockerheit in der Körperspannung hat mir auch geholfen sicherer zu gehen.

Auch entscheidend ist die Schrittlänge. Verschiedene Untergründe verlangen verschiedene Bewegungsmuster. Allgemein kann man sagen, dass man abwärts mit kleineren Schritten besser geht.

 

Absteigen in Schnee und Eis

Mir macht das Absteigen im weichen Schnee viel Spaß. Vielleicht liegt es auch daran, dass man selbst denkt, wenn man fällt, ist es weich. Zudem ist der Tritt immer gut. In steilen Geländen geht man am besten in der Falllinie entlang. Ein wenig Rutschen bei den Schritten ist hier normal. Steigeisen sind bei weichem Schnee eher kontraproduktiv.

Ist die Oberfläche hart und lässt sie sich auch nicht durchtreten, sind Steigeisen Pflicht, vor allem in Abhängigkeit zu der Steilheit. Durchdringen die Zacken die Oberfläche, hast du einen sehr guten Halt. Ist aber der Untergrund so hart, dass die Zacken nur aufstehen, ist maximale Vorsicht geboten. Wichtig ist dann, dass alle Vertikalzacken fast gleichzeitig den Unterboden berühren. Die Knie sind je nach Steilheit mehr oder weniger gebeugt.

Mehr Infos zu Tritttechnik findest du auch in folgenden Büchern:

 

 

Im steilen Gelände

Hier wechselst du am besten zwischen Abklettern mit dem Rücken zum Tal, wo es notwendig ist, und frontalem Abklettern bzw. Abstiegen. Abklettern mit dem Rücken zum Tal hat einen großen Nachteil. Man hat keine gute Übersicht vom Gelände. Aber für kurze Stellen kann es die bessere Wahl sein. Besonders beim Abklettern zum Tal solltest du auf deinen Rucksack aufpassen. Mir ist es schon passiert, dass dieser aufgesetzt ist und mir einen unangenehmen Impuls mitgegeben hat.

 

Fazit

Das Thema Absteigen gehört zum Bergsteigen dazu. Viele der genannten Faktoren kannst du mit Training eliminieren. Je fitter dein Körper und Kopf ist, umso leichter wird es dir am Berg fallen. Bist du noch nicht so sicher, ist es ratsam Touren mit einem Bergführer zu gehen. Dieser kann dich in den heiklen Situationen sichern und dir Tipps mitgeben. Schließlich wollen wir alle sicher ins Tal. Ich hoffe, dir hat der Artikel neue Erkenntnisse gebracht. Bis dann,

Jonathan

 

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